Sonntag, 23. Dezember 2007

Nachtrag: was die letzte Zeit so los war

leider war ich viel zu beschäftigt um meinen letzten Eintrag zu beenden. Und dabei ist es noch nicht mal Weihnachten allein, was mich grade so beschäftigt macht. Eher hänge ich mal wieder mit den Vorbereitungen für meinen Arbeitsbericht im Gruppenseminar hinter her, es geht mir eh auf den Wecker, dass das ausgerechnet am 25. und 26. stattfinden muss. Weihnachtlich fühlt sich das ganze hier im Moment eh nicht an, für die Japaner scheint Weihnachten so viel zu bedeuten wie für die Deutschen Halloween in den letzten Jahren: Hauptsache es gibt viel kitschiges Zeug, dass man kaufen (und verkaufen) kann. Dazu kommt noch, dass die Beatles Dauerberieselung jetzt auf nicht auszuhaltende Weihnachtsklänge in allen Variationen gewechselt hat. Ach, wie sehne ich mich nach dem deutschen Radioprogramm in der Weihnachtszeit: Lieber 2 mal die Stunde "Last Christmas, I gave you my heart" hören als diese weihnachtliche Suelze, die hier im Moment überall läuft. Die traditionellen Weihnachtlieder laufen hier nämlich in allen Variationen von pseudoklassisch bis technoartig verunstaltet, wo man nur hingeht, ob ins Kaufhaus oder ins Restaurant. Nervig. Der 24. ist dieses Jahr frei, weil der 23, ein Feiertag zu Ehren des Kaisergeburtstags, auf einen Sonntag fällt. Und am Dienstag geht die Arbeit ja schon wieder weiter. Zur Familie heimgefahren wird übrigens nicht an Weihnachten, sondern erst an Silvester. Das Neujahrsfest hat hier eben viel mehr Bedeutung und Tradition als die Modeerscheinung Weihnachten. Letzteres wird eigentlich nur in Familien mit Kindern gefeiert, es soll ja reichlich beschenkt werden. Ausserdem ist der 24. so etwas wie ein zweiter Valentinstag für die Verliebten. Da der Großteil meiner Kollegen sich ausschliesslich der Forschung opfert und, soweit ich in Erfahrung bringen konnte, kein "Koibito" (Liebling) zu seiner/ihrer Seite hat, werden die meisten wohl am Heiligen Abend alleine zu Hause hocken oder ins Labor gehen. Ach wie kann ich mich glücklich schätzen, dass ich meine Katze hier habe und wir zusammen Weihnachten feiern können. Auch wenn wir natürlich beide gerade um die Weihnachtszeit großes Heimweh nach unseren Familien und deutschen Köstlichkeiten und Traditionen verspüren. Dann machen wirs uns morgen halt zu zweit gemütlich. Mal sehen ob Katze bis morgen Rotkohl und Zimtsterne aufgetrieben hat.
Zum Schluß gibts jetzt noch ein paar Bilder vom letzten Wochenende. Da waren wir auf Enoshima, einer kleinen Insel vor Kamakura.




Mittwoch, 19. Dezember 2007

Weihnachtsstress (ohne Plätzchen)

Bin mal wieder in den letzten Tagen garnicht zum Bloggen gekommen, das werde ich heute mal nachholen, auch wenn ich heute mal wieder eigentlich keine Zeit habe. Typisch Tokyo, stelle ich fest, man ist immer "totemo isogashii", sehr beschäftigt, gerade am Jahresende. Ist in der Heimat ja auch nicht anders in der vorweihnachtlichen Zeit, allerdings hat das hier nichts mit Weihnachten zu tun. Wann ist eigentlich Weihnachten? Montag? Da kann ich nicht... Lohnt sich eh nicht für den einen Tag: Dienstag bis Donnerstag ist ja Gruppenseminar, und ich hab noch ne Menge im Labor zu tun bis dahin, vom Schreiben meines Berichts ganz abgesehen. Also lassen wir Weihnachten doch einfach mal ausfallen... STOP! Jetzt mal ganz yukkuri (gemächlich) mein liebes Würstchen... Vielleicht sollte ich mal nen Gang zurück schalten, bevor ich noch zum Japaer mutiere. Aber leider bleibt mir jetzt selbst keine Zeit mehr meinen Tee aus der "1111 Jahre Bad Bodendorf" Tasse auszutrinken und diesen Beitrag zu Ende zu schreiben, weil wir heute Putztag im Labor haben und da ist jeder generalstabsmässig verplant. In einer Exceltabelle, die in Sachen Komplexität locker mit der Planung der Fussball-WM mithalten könnte, ist jede Minute der putzaktion genau verplant. Meine Aufgaben sind unter anderem: Den Entsorgungsabzug putzen, draussen vor dem Lösungsmittellager Laub zusammen kehren und die Regale im Labor abzuwischen. Kaschikomarimaschita ("Zu Befehl"). Und wie ich das japanische Chaos kenne, sieht es wahrscheinlich nachher genauso aus wie vorher, die Regale sind immer noch alle vollgemüllt, den ekligen Boden bekommt man eh nicht sauber und die kaputten Geräte werden auch nicht aussortiert. Aber Hauptsache die Excel Tabelle ist abgearbeitet.. Ich schreite dann mal zur Tat und schreibe dann nachher weiter, dann gibts auch einen kleinen Abriss über die Geschehnisse der letzten Tage und warum mein Fahrrad mir wieder Kummer bereitet.

Sonntag, 9. Dezember 2007

Fuji-san!

Bei allerbestem Wunderbärchenwetter haben wir heute zum ersten Mal den 100 mk entfernten Fuji von unserem Balkon aus gesehen! Habe sogleich die Kamera gezückt, damit meine treuen Leser an diesem ergreifenden Anblick teilhaben können.
Und weil es solch einen Spass macht mit Photoshop rumzuspielen, habe ich mich gleich mal mehr oder weniger künstlerisch am heiligen Fuji-san vergangen...


Montag, 3. Dezember 2007

100% Japan

Freitag abend hatten wir die seltene Gelegenheit ein Konzert traditionell japanischer Musik zu besuchen. Die nette Dame aus dem Gemeindezentrum, mit der Katze Samstags immer Japanisch übt, hatte uns erfreulicherweise freien Eintritt verschaffen können, da ihre Schwägerin der Star des Abends war. Ohne viel Ahnung davon zu haben, was uns erwarten würde, nahmen wir gespannt im fast ausverkauften Konzertsaal Platz. Wir wussten vorher nur, dass die besagte Schwägerin eine virtuose Koto-Spielerin sein soll und Google erklärte uns das Koto Instrument als eine Art japanischer Zither. "Na toll", hatte ich mir gedacht, "hören wir uns halt mal die japanische Zither an", und mir das Ganze eher als Volksmusikveranstaltung vorgestellt. Mit Musikantenstadl hatte es aber zum Glück nichts zu tun und sollte uns eher einen Einblick in eine Art von Musik geben, mit der wir vorher noch nie in Berührung gekommen waren. Das Konzert entpuppte sich als hoch interessantes Hörvergnügen und die Eindrücke reichten von sehr exotisch über "klassisch-klassisch", teils sogar rockig bis ungewollt komisch.

Die Künstlerinnen betraten nun in feinsten Kimonos die Bühne und nahmen an ihren Instrumenten Platz. Sie hatten aufwendige hochgesteckte Frisuren und ihre fast weiss geschminkten Gesichter zeigten diese typisch ausdruckslosen Mienen, die auch Markenzeichen der stolzen Geishas sind.
Im ersten Stück spielten drei Damen eine Art japanische Mandoline, die nicht mit den Fingern direkt sondern einer Art Spachtel (meinetwegen auch Pfannenwender oder Tortenheber) gespielt wird. Drei weitere Musikerinnen und der Star des Abends spielten das Koto Instrument. Und das mit vollem Körpereinsatz! Die auf Gestellen liegenden Instrumente sind nämlich relativ lang (fast 2m) und am einen Ende werden die Saiten mit einer Arte künstlicher Fingernägel gezupft, in Richtung des anderen Endes wird die andere Hand dafür benutzt mit verstellbaren Stegen die Tonhöhe zu ändern oder die gespielten Töne durch federndes Drücken der Saiten zu einem Leiern zu modulieren. Diese leiernden Töne sind für das westliche Ohr zunächst höchst seltsam, man gewöhnt sich aber daran, wenn man allmählich merkt, wie harmonisch sie sich in das gesamte Musikstück einfügen.
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Irgendwann fingen die Damen dann auch an zu singen, und zwar mit meist tiefen Stimmen auf eine sehr seltsam Choral-artige Weise. Das Ganze hat sich wirklich faszinierend angehört und plötzlich hatte ich endlich wieder das Gefühl trotz aller Verwestlichung ganz tief im mysteriösen Japan zu sein.

Das zweite Stück hat die Koto-Solistin dann alleine gespielt und ist dabei zur Höchstform aufgelaufen. Auch bei diesem Stück fing sie nach einiger Zeit wieder an zu singen, obwohl ich zuerst die Befürchtung hatte, sie würde an akutem Schluckauf leiden. Der Text besand nämlich nur aus der Silbe "Yo", zuerst leise ausgestoßen, dann immer lauter bis sie es in verschiedenen Tonlagen und Längen fast geschriehen hat. Dazu ist auch ihr Spiel auf dem Koto immer rasanter geworden.

Ich konnte mir dann ein breites Schmunzeln nicht verkneifen, da ich unweigerlich an Hape Kerkelings "Hurz" denken musste...


Danach füllte sich die Bühne wieder mit über 20 Musikerinnen, die ein rein instrumentales Stück spielten. Das letzte Stück glich eher einer Oper, diesmal waren auch männliche Sänger dabei und in Sachen Instrumente gesellte sich noch eine Querflöte dazu, die, meiner Meinung nach, extrem schräge Töne produzierte.

Insgesamt waren wir aber beide begeisert und haben und nachher bei der netten Dame aus der Gemeindegruppe für die Einladung bedankt.

Samstag habe ich dann nur mit Japanischlernen verbracht denn Sonntag bin ich zur großen Japanischprüfung angetreten. Wahnsinn, was da los war! Man hatte das Gefühl, dass alle Ausländer Tokyos an einem Platz zusammen gekommen sind. Es waren sicher über tausend Leute, die alleine an diesem Standort an dem Test (in verschiedenen Schwierigkeitsgraden) teilgenommen hatten. Da es verständlicherweise schwierig, ist eine solche multikulturelle Meute zu disziplinieren, unterliegt die Teilnahme an dem Test extrem strengen Regeln: alles ist zeitlich bis auf die Sekunde geplant, überall stehen Helfer in schwarzen Anzügen, die einem den Weg zum richtigen Prüfungsraum und nummerierten Sitzplatz weisen, alle Ansagen zum Test kommen standartisiert von CD und am Anfang werden erstmal die Konsequenzen jeglicher Regelverstöße verkundet (alles natürlich auf Japanisch). Die Gelbe Karte gibts für unerlaubtes schwätzen, aufstehen, essen, trinken, Kaugummi kauen und die Rote Karte und sorfortiger Rauswurf droht bei Täuschungsversuch oder wenn während der Hörverständnisübung das Handy klingelt. Man konnte echt meinen, die Regeln hätten wirklich jede Eventualität erfasst, allerdings sind in unserem Prüfungsraum dann doch zwei Ereignisse vorgefallen, die sicherlich ab nächstem Jahr Eingang in das Regelwerk finden werden. Zum einen sind einige Leute ganz schön aus der Ruhe geraten, als eine riesige Hornisse ihre Runden durch den verschlossenen Raum gedreht hat, zum anderen hat der Grammatikteil einen der Teilnehmer anscheinend so gelangweilt, dass er eingeschlafen ist und durch lautes Schnarchen für Gelächter gesorgt hat.

Ich hatte mich ja etwas überambitioniert gleich für die nächstschwierigere Stufe angemeldet, was mich in den letzten Wochen ganz schön hat büffeln lassen. Bei Vokablen, Kanji und Grammatik habe ich mich dann aber garnicht so dumm angestellt (sagt mir mein Gefühl). Allerdings ist der Hörverstehensteil wohl ziemlich in die Hose gegangen: Dort kamen in kurzer Abfolge über zwanzig kleine Dialoge und nach jedem musste man auf eine Frage eine von 4 möglichen Antworten auswählen. Und diese Dialoge waren mir (noch) ein bisschen zu tricky. Meist kamen die Themen aller möglichen Antworten im Dialog vor und man musste schon genau verstehen ob zB der Mann zuerst einkaufen geht und dann das Auto wäscht oder doch vorher noch die Waschmaschine repariert oder ob er das alles erst macht nachdem er seine Tante angerufen hat...
Naja, mal sehen, vielleicht konnte ich in den anderen Teilen genug Punkte sammeln. Die Probleme beim Hörverstehen haben mir aber klar gemacht, dass ich dringend ein neues Werkzeug zum Japanischtraining brauche: Einen Fernseher. Yippih! Dann kann ich mir endlich auch die bloedsinnigen japanischen Spielshows anschauen und Katze kann Sailormoon gucken...

Donnerstag, 29. November 2007

Unheimliche Begegnungen

So langsam gewöhnt man sich hier ja an fast alles, was man so zu sehen bekommt. Die meisten Skurrilitäten fallen mir meist garnicht mehr bewußt auf, aber gestern war wieder so ein Tag an dem mir so einige Sachen ins Auge gesprungen sind. Zum Beispiel die Schuluniformen der Grundschulkinder. Auf dem Weg zum Japanischunterricht sass ich in der U-Bahn inmitten einer Horde von uniformierten Schulkindern. Dabei kam ich mir vor wie in einer Mischung aus Militärschule und Judendfeuerwehr um die Jahrhundertwende. Während die Schuluniformen der älteren Schüler eher schlicht sind - die Jungs tragen  weiße Hemden und dunkle Hosen, die Mädchen weiße Blusen und verboten kurze Röcke, dazu meistens eine dunkle Krawatte - ist das Design der Uniformen für die Schulkinder oft sehr auffällig. Jungs wie Mädchen tragen besonders lustige Hüte, die Mädchen meist mit rundem Rand und Schleifchen, die Jungs tragen Mützen, wie sie sonst nur bei Polizei oder Militär zu finden sind. Und oft sieht das ganze aus wie aus einem anderen Jahrhundert. Während mir trotz dicker Jacke langsam kalt wird, sind die Schulkinder erstaunlicherweise noch in kurzen Hosen bzw Röcken unterwegs, und das Temperaturen um die 10 Grad. Ich habe im Netz ein entsprechendes Bild gefunden, allerdings hatten die Jungs in der U-Bahn gestern noch viel abgefahrenere Hütchen auf:


(geklaut von http://www.japan-101.com/culture/sailor_girl.htm)

Abends habe ich übrigens noch eine eher unheimliche Begegnung habt: Ist euch schonmal auf einem schlecht beleuchteten Bürgersteig eine komplette Footballmanschaft in Uniform - also mit diesen riesigen Schulterschützern - per Fahrrad entgegengekommen? Im Dunkeln hatte ich zuerst die Befürchtung aus dem nahen Ueno-Zoo sei die Nashornherde ausgebrochen... Sollte ich mal meinen Lieblingspolizisten melden, dass da jemand ohne Licht am Rad untwerwegs ist...

Freitag, 23. November 2007

Dienstag, 20. November 2007

Donnerstag, 15. November 2007

Passierschein

Da gestern so ein herrliches Wetter war, bin ich mit dem Fahrrad nach Yotsuya zum Japanischunterricht gefahren. Mit dem Rad quer duch Tokyo zu fahren ist ein tolles Erlebnis. Eine Kombination aus Orientierungsprüfung und Slalomrennen, im Zickzack um tausende Anzug tragende Geschäftsmänner und Gemüse tragende Omas. Und das mitten durch eine wilde Mischung aus modernen Wolkenkratzern, urigen, kleinen Häuschen, tausenden Geschäften, Kneipen, über Brücken, unter Autobahnen durch vorbei an Kanälen und durch kleine Parks. Da ich zeitlich ein bisschen knapp dran war, hab ich ganz schön Gas gegeben. Nichts konnte mich aufhalten. Fast nichts...


...ausser den netten Polizisten an einer Kreuzung, die mich prompt angehalten habenum mal wieder mein Fahrrad zu kontrollieren :-)

Das erinnert mich doch an was... http://tokyowurst.blogspot.com/2007/06/die-polizei-dein-freund-und.html

Grade wollte der nette Omawarisan zu seinem Funkgerät greifen, um die legendäre Registrierungsnummer meines blauen Damenfahrrads überprüfen zu lassen, da habe ich ihm mit einem breiten Grinsen meinen Passierschein unter die Nase gehalten. Den besagten Zettel hatte ich mir ja nach dem damaligen Prozess um die Herkunft meines Rades geistesgegenwärtig von den Polizisten handschriftlich ausstellen lassen. Und zum Glück trage ich den jetzt immer bei mir, sonst hätte ich gestern mal wieder das gleiche Problem gehabt. So aber konnte ich binnen einiger Sekunden dafür sorgen, dass sich die ernsten Gesichter der Ordnungshüter aufhellten, sie sich ein Lachen nicht verkneifen konnten und mich mit einem freundlichen "Have a nice day" haben weiterziehen lassen.

Ich wünschte, ich hätte auch eine amtliche Erlaubnis für das Inverkehrbringen von Lakritzprodukten...

Dienstag, 13. November 2007

Süßholzraspeln

Was ist am 25. und 26. Dezember?

1. und 2. Weihnachtsfeiertag?

FALSCH: Gruppenseminar! Und zwar den ganzen Tag lang, am 27. dann auch noch mal.

Ich fühle mich in der Ausübung meiner Religion extrem behindert! Ausserdem hatte ich vor an Weihnachten nichts anderes zu machen als im Schlafanzug den ganzen Tag Lego spielend auf dem Boden zu liegen, dabei Lebkuchen zu essen und Glühwein zu schlürfen. Tja, dumm gelaufen, aber ich bin mir sicher, dass man mir in religiösen Belangen entgegen kommen wird und gewisse Fehlstunden verzeiht...

Als Protestaktion habe ich heute die stärkste Waffe auf meine Kollegen angewendet, mit der man je einen Japaner in die Flucht geschlagen hat: Salmiak Pastillen. Meine nunmehr dritte Laktritzattacke auf das japanische Volk. Bei meinem Japanbesuch im letzten Jahr hatte ja ich schon Lakritz und Gummibärchen als gutgemeintes Geschenk aus der Heimat dabei. Während Gummibärchen hier sehr beliebt, allerding auch nicht unbekannt sind (man bekommt sie im Supermarkt), und der Japaner fremden Lebensmitteln gegenüber eigentlich offen und neugierig eingestellt ist, kam das Lakritz garnicht gut an. Die Erfahrung konnte mir im Nachhinein auch meine Schwester bestätigen, die ja selbst einige Jahre im Land der aufgehenden Sonne verbracht hat.

Meine zweite Lakritzattacke (Katzenpfötchen) habe ich zu Beginn meines Aufenthaltes bei meiner Willkommensparty gestartet. Mit selbigem Ergebnis. Da ich geschmacklich aber noch einen drauf setzten wollte, haben wir uns jetzt von Katzes Familie einen Jahresvorrat an Salmiakpastillen schicken lassen. Die Anwendung dieser Lakritzbomben auf meine Kollegen führte zu überschwenglichen Gefühlsregungen, die ich bei (nüchternen) Japanern noch nie erlebt habe: Nachdem mein Kollege Motoo-san sich eine einzelne Pastille in den Mund gesteckt hat, musste er minutenlang sein Gesicht verziehen und ist mir im Labor hinterhergelaufen um sich mit Schlägen zu rächen. Die anderen Kollegen konnte ich danach auch durch Anwendung meiner lauten Stimme und massiven körperlichen Präsenz nicht davon überzeugen, sich auch so eine leckere, kleine Raute in den Mund zu schieben. Sie haben es richtig mit der Angst zu tun bekommen.

Ich bin dann ins Nachbarlabor gegangen und habe Sakata-san attackiert, die nicht minder entsetzt reagiert hat. Als Warnung, sich bloss nicht mit mir anzulegen, werde ich die kleine Tüte jetzt drohend an meinen Schreibplatz hängen!

Katze hat sich übrigens in ihrem Labor auf die gleiche Weise auch schon Feinde gemacht. Meinen Plan, ein paar Pastillen in den Wasserkocher für den heiligen japanischen Tee zu werfen habe ich dann lieber wieder verworfen. Vielleicht sollten wir besser aufpassen, dass wir nicht wegen gemeingefährlicher Übergriffe auf die Bevölkerung ausgewiesen werden...

Sonntag, 4. November 2007

Japaner lieben zu leben!

so kommts mir jedenfalls öfters vor! So lautet auch einer der am meisten gebrauchten Aussprüche im täglichen Leben "Tanoshinde kudasai" was soviel heisst wie "Amüsier Dich und hab Spass!". Und den hatten wir an diesem Wochenende. Nachdem wir Samstag nachmittag die untergehende Sonne in einem der schönsten Gärten Tokyos verabschiedet haben, sind wir zunächst nach Ikebukuru zum Shoppen gefahren. Unglaublich, wieviele Leute auf die gleiche Idee gekommen sind! Wir haben uns ins vorweihnachtliche Getümmel gestürzt auf der Suche nach ein paar verrückten Läden. So haben wir uns durch das Meer an schwarzen Schöpfen vorbei an schrillster Weihnachtsdekoration und Megafon-bewaffneten Kundenfängern geschoben und ein bisschen Kitsch gekauft. Katze hat sich ein kuscheliges Ebenbild aus Frottee gekauft: eine Wärmflasche in Form einer Katze zu deren "Betrieb" wir allerdings einen Mikrowellenofen bräuchten, weil wir feststellen mussten, dass man kein heisses Wasser reinfüllen kann, sondern die Innereien der Katze in der Mikrowelle erhitzen muss. Tja, Mikrowelle haben wir nicht und von meiner Idee, die kleine Katze in den Gasofen zu schieben war die grosse Katze nicht so begeistert...





Anschliessend haben wir uns mit unserem japanischen Freund Guchi in Roppongi in einem Irishpub getroffen. Da grade die Übertragung des Spiels Manchester gegen Arsenal lief, war dort dementsprechend viel los und Guchi stellte dort selbst als Japaner eine Minderheit dar. Als es uns zu Englisch wurde, sind wir nach Shibuya weitergezogen, wo Guchi mit ein paar weiteren Japanern verabredet war. Diese wiederum wollten sich von wieder einem anderen Kumpel in einen Club führen lassen, in dem ein Freund an diesem Abend als DJ auftreten sollte. Nach einer wirren Schnitzeljagd durch Shibuya haben wir dann auch diesen besagten Kumpel gefunden. Er sah aus wie Garth aus Wayne`s World (nur mit schwarzen Haaren). Als er uns im Schlepptau seiner japanischen Freunde entdeckt hatte machte er einen so perplexen Gesichtsausdruck, dass er wahrscheinlich nicht gedacht hat "WEN schleppen die den da an?" sondern "WAS schleppen die denn da an?"..


Nachdem wir ihn aber davon überzeugt hatten, dass wir zwar von weit weg kommen, aber keine Ausserirdischen sind, haben wir uns zusammen auf die Suche nach dem Club gemacht und ihn irgendwann auch endlich gefunden. Der Laden war im zweiten Stock eines Wohnhauses, sollte wohl mal ein Appartement werden und war wahrscheinlich der kleinste Club Tokyos. Dafür aber rappelvoll, sehr gemütlich und die Musik hat uns auch gefallen. Als ich großes, kopfhaardefizientes Ungetüm reinkam, wurde ich zunächst mal wieder von allen angestarrt . Katze kann ja aufgrund ihrer genetischen Ausstattung unter Japanern immer auf Tarnmodus schalten (solange sie nicht den Mund aufmacht), ich sollte mir aber mal ne passende Verkleidung zulegen (schwarze Perücke, dunkle Kontaktlinsen, Bauchweggürtel). Es war ein super lustiger Abend, wir haben ne Menge neuer Leute kennengelernt und als wir uns in den frühen Morgenstunden auf dem Heimweg gemacht haben, wurden wir vom ganzen Laden verabschiedet.


Nach viel zu kurzem Schlaf haben wir Sonntag Mittag zusammen mit einer Arbeitskollegin von Katze in Wako-shi ein klassisches Konzert besucht. Dafür, dass es die Veranstaltung eines Amateurorchesters war, war es sehr beeindruckend. Die Japaner machen halt keine halben Sachen sondern sind Perfektionisten, selbst wenn es um die Ausübung ihrer Hobbys geht!


Da sollte ich mir übrigens mal ein Beispiel dran nehmen, und mich in den nächsten Wochen nochmal so richtig hinter meine Japanischbücher klemmen. Anfang Dezember habe ich mich nämlich etwas überambitioniert für eine Prüfung auf fortgeschrittenem Niveau eingeschrieben, allerdings hinke ich in meinem bis dahin noch zu paukenden Stoff inzwischen ganz schön hinterher. Gestern habe ich mit Akane, meiner Lehrerin, mal einen Probetest bearbeitet. Uiuiuiui, da hab ich ganz schön alt ausgesehen... Also, jetzt Ärmel hoch krempeln, Zähne zusammen beissen und : "Gambarimasu, Gambarimasu!"

Freitag, 2. November 2007

Japaner lieben zu leiden!

so kommts mir jedenfalls öfters vor! So lautet auch einer der am meisten gebrauchten Aussprüche im täglichen Leben "Ganbatte kudasai" was soviel heisst wie "Halt durch und tue dein Bestes!".
Und während ich Deutscher Jammerlappen am heutigen Freitag abend um kurz nach 9 schon wieder einen großen Drang verspüre meine Kolben endlich niederzulegen und den Feierabend einzuläuten, ist im Labor natürlich noch so einiges los. Ich glaube manchmal, die Kollegen messen sich im "tapfer sein": Der eine hat sich heute Mittag einen Weissheitszahn ziehen lassen. Danach ist er sofort wieder ins Labor gekommen und sitzt jetzt immer noch hier! Und kämpft! Ganbatte kudasai! Er verzieht die ganze Zeit den Mund, hält sich die Backe, wackelt auf seinem Stuhl hin und her und scheint sich grade sichtlich nicht so wohl zu fühlen. ABER WER ALS ERSTER HEIM GEHT VERLIERT! Dann lieber noch ein paar Stunden im Labor leiden und auf den Bildschirm starren. Hihi, jetzt hat er grade sein Abendessen einem anderen Kollegen geschenkt.
Als ich mir letzten Sommer zwei Weissheitszähne habe ziehen lassen, hab ich das Leiden in guter Tradition des Deutschen Mannes auch so richtig zelebriert: Eine Woche Wachkoma zu Hause auf der Couch, dabei Fussball WM geschaut, literweise Blut gesabbert und die Katze hin und her kommandiert. Ach, war das schön! Was dem Kollegen da alles entgeht, wenn er sich gleich wieder mit Arbeit von den Schmerzen ablenkt.
Man, bin ich aber heute mal gemein! Aber ich habe noch ein wenig Adrenalin von gestern abzubauen, wo ich mich mit dem hiesigen Entsorgungssystem der Laborabfälle rumärgern musste. Das ist so bürokratisch und unsinnig, dass man am besten gar keine Abfälle im Labor produziert (Hey, da freut sich die Umwelt!). Der Witz ist nämlich, dass man hier jeden Fitzel Filterpapier in ein eigenes Plastiktütchen stecken und dann auf Japanisch drauf schreiben muss, mit welchen Chemikalien das Zeug in Kontakt gekommen ist, sonst nimmt die Entsorgungsstelle das nicht an. Naja, wenn ich immer nur Kochsalz abfiltriere ist das ja nicht so schwierig (hey, das könnte sogar ich auf Japanisch auf das Tütchen schreiben!) und dass man so giftige Sachen wie Quecksilber usw natürlich gesondert entsorgen und angeben muss, sollte einem ja eigentlich der gesunde Menschenverstand sagen (leider zählt der aber hier lange nicht so viel wie all die schönen Regeln und Vorschriften).
Aber jetzt kommt die Preisfrage: Was macht dann jeder klammheimlich, wenn er halt mal was Unbekanntes abfiltriert hat oder irgendeinen einen Siff aufwischen muss, dessen Zusammensetzung zu bestimmen eine mehrjährige Forschungsarbeit sein würde?

Antwort: Dann scheint es einfach in den Hausmüll zu wandern! Na super.
Ich könnte noch unzählige Beispiele von schwachsinnigen Regelungen erzählen, die scheinheilig hochgehalten aber dann doch nicht so ganz eingehalten werden. Immer nach dem Motto, bloss nicht anecken, aufmucken oder was in Frage stellen, was nicht in Frage zu stellen ist. Ich habe langsam auch schon das "Warum" Fragen aufgehört, das bringt hier eh nichts. Lieber immer schön nicken und dann so machen wie man selber meint. Und ich meine jetzt, dass es spät genug für heute ist, lege den Spatel ab, klapp den Rechner zu, wünsch dem Kollegen gute Besserung, setz mich auf mein blaues Damenfahrrad und fahr Heim.
Hab ich halt verloren! Aber dafür hatte ich heute ein paar gute Ideen und ab Montag werde ich wieder weiter kämpfen. Schönes Wochenende!

Sonntag, 28. Oktober 2007

Kartoffeln, Wale und andere Köstlichkeiten

Seit langem wollte ich mal wieder etwas über die japanische Küche schreiben. Die ist nämlich bei weitem vielfältiger, oft viel fetter und westlich geprägter, als sich die meisten Leute in Deutschland vorstellen. Klar, Sushi und Sashimi sind allgegenwärtig und gehören mittlerweile zu unserem Sonntagsbrunch wie Kaffee und Nutella, aber es gibt ja noch viel mehr zu essen als nur rohen Fisch und sauer eingelegtes Gemüse. Und viel von dem ist ganz schön deftig! Unglaublich, wie sehr die Japaner z.B. auf Mayonnaise stehen, kein Witz! Wer in Deutschland schonmal vom superteuren Kobe-Rind gehört hat, welches vom Bauern täglich zu den Klängen klassischer Musik massiert wird, stellt sich darunter meist ein tiefrotes, makeloses Rindfleisch ohne den geringesten Hauch von Fett vor: Vonwegen, es ist genau umgekehrt! Das beste und teuerste Fleisch (und das gilt auch für Fisch) hier ist immer von reichlich Fett durchzogen und ganz und garnicht mager. Allerdings weiss der Liebhaber der deftigen Küche ja auch, dass das Fett den Geschmack trägt und das Fleisch deswegen noch lange nicht zäh ist. Zu Gunsten des kleineren Geldbeutels verzehrt man auch oft ebenso fettes Schweinefleisch - gekocht oder gebraten - in feinen Scheiben mit einer würzigen Sosse auf Reis in einer Schüssel serviert. Das nennt sich Donburi und es gibt zahllose Schnellrestaurants die oft 24 h geöffnet haben und den gehetzten Firmenangestellten abends nach der Arbeit verköstigen.
Freitag abend war ich mit den Kollegen in einem Restaurant Shabu Shabu essen. Das ist im Prinzip eine Mischung aus Fondue (in Suppe, nicht in Öl) und Donburi.





Auf in den Tisch eingelassenen Herdplatten köcheln verschiedene, würzige Suppen und man bekommt stapelbare Kästchen mit dünnen Fleischscheiben, dazu Geschnetzeltes vom Huhn, Gemüse und Nudeln und gart alles dann in den dampfenden Töpfen.





Wir hatten für 2 Stunden Tabehodai (All you can eat) und Nomihodai (All you can drink) ausgemacht, konnten also Nachschub an Fleisch (wen interessiert das Gemüse?) bestellen so viel es ging. Und das haben sich die Kollegen nicht zweimal sagen lassen. Kistenweise wurde das Fleisch in den Töpfen versenkt, anstatt es stilgerecht Scheibe für Scheibe mit Hilfe der Stäbchen im Topf zu baden.





Wir haben uns übrigens so überfressen, wir kamen mit dem Trinken nicht mehr hinterher, und das soll schon was heissen in Japan!
Gestern abend habe ich mit Katze dann Deutsch gekocht: Currywürstchen mit Bratkartoffeln. Na, wir haben es zumindest versucht: Die Bratwürstchen japanischer Machart waren eigentlich ganz lecker, wenn sie auch eine seltsame schweinchenrosane Farbe hatten. Aber mit den Kartoffeln hatten wir mal wieder so unsere Probleme. Was heisst eigentlich "festkochend" auf Japanisch? Da das letzte Bratkartoffelexperiment in die Hose gegangen war und Katze geistesgegenwärtig auf Kartoffelpüree umgesattelt hatte, versuchten wir dieses Mal mit aller Vorsicht die gekochten Kartoffeln nicht aus der Form zu bringen...mit mässigem Erfolg... Vielleicht kann uns ja mal jemand ein Carepaket mit ein paar ordentlichen Erdäpfeln schicken!
Vielleicht müssen wir auch einfach noch mehr mit den einheimischen Lebensmitteln experimentieren, auch wenn wir im Supermarkt um die Ecke auch Apfelrotkraut, Gewürzgurken und andere deutsche Produkte bekommen.
Beim letzten Einkaufsbummel lächelte mich übrigens aus dem Fischregal von einer Verpackung ein fröhlicher Wal an um mich zum Kauf von rohem Walfleisch zu animieren. Nein, Danke! Die paar, armen Wale, die es noch gibt, lasst doch bitte am Leben! Der Walfang ist ja weltweit offiziell schon lange verboten. Als mein Kollege daraufhin meinte, dass die Wale ja nur zu Forschungszwecken gefangen werden und das Walfleisch quasi als Nebenprodukt der Forschungsergebnisse in den Supermärkten und Nobelrestaurants landen würde, musste ich aber mal laut lachen. Dass der japanische Walfang unter dem Deckmantel von scheinbarer Forschung eher kulinarischen (und traditionellen) Zwecken dient ist ja kein Geheimnis. Da macht es sich der zu Gehorsam und Gutgläubigkeit erzogene Japaner natürlich leicht, wenn er einfach nachsagt, was man ihm von Regierungsseite vorgibt, selbst wenn er selber Wissenschaftler ist...

Sonntag, 21. Oktober 2007

Baseball...

...oder "Tiefe Einblicke in die japanische Seele":


Nachdem wir ja letztens beim Sumo waren, dem zwar traditionellen, aber leider an Popularität verlierenden Sportereignis, waren wir gestern mal bei dem Sport, der in Japan heutzutage viel mehr Menschen in die Stadien bewegt als alles andere: Baseball!

Was, Baseball? Japaner spielen Baseball? Genauso verdutzt war ich auch beim ersten mal als ich das gehört habe. Aber die Japaner sind ganz verrückt nach Baseball und sie lieben es das amerikanische Vorbild nach allen Regeln der (japanischen) Kunst zu imitieren und setzten in vieler Hinsicht noch einen drauf:

So waren wir gestern auch total beeindruckt von dem, was da im Stadium in Sachen Cheerleader, Anheizer, Blaskapelle und ausrastenden Fans um uns abging. Und dabei waren wir nur bei einem Spiel zweier Uni Teams gegeneinander: Todai gegen Rikkio. Mein Uniausweis der Todai Uni hat uns dabei für schlappe 3 Euro pro Person mitten in den Todai Fanblock befördert und das war hochinteressant und unterhaltsam.

Am Donnerstag noch haben wir zufällig auf dem Uni Gelände einen "Aufmarsch" der Cheerleading und Anheizer Truppe beobachtet. Zu Marschmusik der eigenen Blaskapelle haben die Cheerleader vor einem traditionellen Hauptgebäude der Uni posiert und die in strenge, hochgeschlossene, schwarze Uniformen gekleideten Anheizer haben dazu aus voller Brust Parolen und Kommandos gebrüllt, Fahnen geschwenkt und ein militärisches Theater veranstaltet, das mich sehr daran erinnert hat, was die deutschen Burschenschaften alljährlich in Weinheim an der Bergstrasse veranstalten... Am Freitag kam mir dann ganz unabhängig davon die Idee, die Katze endlich mal mit dem Besuch eines Baseballspiels zu überraschen, und da es anscheinend in dieser Saison nicht mehr möglich ist Tickets für das Profiteam Tokyo Giants im Tokyodome zu erhalten, hab ich mir von einem Kollegen erklären lassen, wie wir zum Spiel der Unimannschaften im Meiji Jingu Stadion kommen.
Um Haaresbreite wären wir zunächst beinahe im Nachbarstadium beim Rugby statt beim Baseball gelandet (hm, ob mit das aufgefallen wäre?), haben es dann aber grade noch rechtzeitig ins richtige Stadion geschafft. Und zwar, wie gesagt, mitten in den Fanblock unter die besagten Anheizer in ihren hochgeschlossenen Uniformen und die Cheerleader Girls in ihren nicht so hochgeschlossenen Uniformen... Und dann ging´s los: Wenn das eigene Team grade am Schlag war, wurde nach vorgegebenem Ritual musiziert, gebrüllt, synchron geklatscht und mit Fanartikeln gewunken was das Zeug hielt. Auf einer Bühne vor uns wurde nach aufwendigen Choreographien getanzt, auf Parolen mit festgelegten Antworten in Sprechchören geantwortet und den Anheizern rituell Wasser in Gesicht geschleudert (ich denke mal, um sie symbolisch zu strafen nachdem sie Zweifel am eigenen Team vorgegeben hatten).

Katze war sofort Feuer und Flamme und hat sich grandios in die Fangemeinde eingepasst, ich brauchte erstmal etwas Anlaufzeit (gemütlich Mittagessen, während um mich herum alles ausrastet und dann die Baseballregeln lesen, die ich mir vorher ausgedruckt hatte). Ich muss ja zugeben, dass ich arge Multitasking Probleme hatte: Wie soll ich gleichzeitig mitgrölen, filmen, die Cheerleader beim Tanz bewundern und dann noch verfolgen, was grade auf dem Feld abläuft und wer jetzt wie viele Strikes, Balls, Outs, Bases und Punkte hat ("Wir sind die mit den blauen Trikots, oder?").

Insgesamt waren die Jungs beider Mannschaften mit dem Bälle treffen und Punkten nicht so erfolgreich, aber unser Team hat schliesslich 3:1 gewonnen, was unseren Fanblock natürlich zum Ausrasten brachte. Ganz andächtig wurde es dann nochmal, als feierlich die Uni Hymne gespielt wurde und alle voller Stolz mitgesungen haben. Anschliessend war es bei uns mucksmäuschenstill als dem Fanblock der Verlierermannschaft Zeit gegeben wurde, ihre Unihymne zu zelebrieren, worauf einer der Anheizer unserer Mannschaft strammstehend sichtlich mit den Tränen kämpfte. Ganz höflich haben sich die Fanblocks aus der Ferne wechselseitig applaudiert und die Flaggen zum gegenseitigen Gruß gesenkt.


Danach haben wir in Reih und Glied unsere verwundeten Kameraden stützend das Schlachtfeld auf Streitwägen und Rössern verlassen, um uns auf den beschwerlichen Heimweg zu unseren Familien und brachliegenden Feldern zu machen... Hey, Leute, war doch nur ein Spiel! Gut das wir gewonnen haben...


und hier das Ganze als Video:


Montag, 15. Oktober 2007

Oshiri Kajiri Mushi!!!!!

Hallo Welt. Ich melde mich nach geraumer Zeit mit einer vorraussichtlich etwas wirren Zusammenstellung der Erlebnisse der letzten zwei Wochen zurück. Aber wirre Zusammenstellungen sind glaube ich etwas typisch Japanisches (von wegen totale Ordnung und so...) und langsam gewöhne ich mich an den Tokyomix. Den ganzen heutigen Tag schon werde ich von einem hartnäckigen Ohrwurm heimgesucht: Gestern war ich mit Katze auf der Tokyo vorgelagerten Insel Odaiba in einem Laden, wo es diverse Devotionalien der Comicfigur "Oshiri Kajiri Mushi" ("Popo-beissendes Insekt") gibt. Und da lief in einer Endlosschleife folgendes, tolles Lied:





und das läuft jetzt in einer ebenso endlosen schleife in meinem Kopf ab...



Apropos, seht mal was Tokyowurst letztens in der U-Bahn gesichtet hat:





Und das auf dem Heimweg vom nunmehr zweiten Oktoberfest, das wir in Japan besucht haben. Es fand am vorletzten Wochenende in der deutschen Schule in Yokohama statt und Katze hat natürlich wieder ihr Dirndl angehabt was den (männlichen) Pendlern in der U-Bahn sichtlich gefallen hat...



Montag letzte Woche (Feiertag) waren wir dann endlich mal wandern. "...Oshiri Kajiri Mushi - Oshiri Kajiri Mushi - Oshiri Kajiri Mushi..." HILFE! ES HÖRT NICHT MEHR AUF!!! Wir haben den Takao-san bestiegen und eine wunderbare Aussicht genossen:



Nach einer sehr arbeitsreichen Woche waren wir Freitag abend mit ein paar Kollegen etwas essen und Samstag frueh sind Katze und ich zusammen zum Japanisch-Übungskreis im hiesigen Gemeindezentrum gegangen. Echt eine super Sache: da treffen sich jeden Samstag morgen japanische Hausfrauen und Rentner mit Ausländern um 2 Stunden lang Japanisch zu üben, in der Gruppe Lernspiele zu spielen und Tee zu trinken. Und das ganze für nen guten Euro Beitrag pro Treffen. Ich war leider noch so müde vom Vorabend, dass meine Aufmerksamkeit und folglich meine Japanischkenntnisse auf das Mindeste reduziert waren. Denn Rest des Tages habe ich dann auch zum Ärger meiner Katze ("Lass uns doch noch mal rausgehen heute!") auf dem Sofa abhängend verbracht (jap: "Kolo-kolo" machen). Gestern sind wir dann wie anfangs erwähnt nach Odaiba gefahren und waren im Schiff-fahrtsmuseum (Bindestrichtrick liebe Mama Kranz, das erspart mir den Blick in den Duden! :-).



Odaiba hat trotz Wolkenkratzern, Autobahnen Konsumtempeln und "...Oshiri Kajiri Mushi - Oshiri Kajiri Mushi - Oshiri Kajiri Mushi..." eigentlich auch ein paar idyllische Fleckchen zu bieten...




...wenn nicht gleich hinter dieser idyllischen Blumenwiese gerade ein Technofestival stattgefunden hätte, das die ganze Insel in einer mega Lautstärke beschallt hat...




"Oshiri Kajiri Mushi - BUMM BUMM - Oshiri Kajiri Mushi - HYPER HYPER - Oshiri Kajiri Mushi - BUMM BUMM - Oshiri Kajiri Mushi..."

Mittwoch, 3. Oktober 2007

Wie wird man ein Sumostar?

zB einer von den beiden Herrschaften:



in dem man möglichst viel "Running Sushi" mampft!

rechter Stapel: Tokyowurst (7x2 Sushi, 1 Stück Schokotorte)

linker Stapel: Katze (11x2 Sushi!!!!!!, ganze Nacht Bauchschmerzen)



Und hier noch ein Bild vom verregneten Sonntag in Kamakura beim Daibutsu ("grosser Buddah"):


links: Buddah (ohne Schirm, nass); rechts: Tokyowurst (mit Schirm, trotzdem nass)

Donnerstag, 27. September 2007

Warum ich so gerne emails von Japanern bekomme

..weil sie mich so oft zum Lachen bringen! Ich will ja keine schlechten Worte über meine Kollegen und Freunde hier verlieren, aber es ist manchmal schon verdammt lustig was rauskommt, wenn Japaner versuchen mir etwas per email mitzuteilen.

Meine Favoriten:
1. Mein Kollege nimmt sich eine halbe Stunde Zeit und übersetzt extra für mich mit Hilfe seines Wörterbuches eine mail auf Deutsch: "Ich bin Buchhalter von unserem Labor dieses Jahr.Heute haben wir eine Party, B4 Studenten zum Ende des Eintrittsexamen zu gratulieren. Also, bezahl mir die, 3500 yen bis den Anfang, bitte."
Garnicht mal so übel! Hört sich trotzdem lustig an.

2. Ich bekomme herrliche Stilblüten auf Englisch. Zum Beispiel die email einer japanischen Konferenzteilnehmerin, die in gemeinsamer Runde mit mir am 3. Abend in einer Kneipe versackt ist: "We met at ACCC1st in Higashi-okazaki, and we had a drinking at a pub with some professors and some people. We enjoyed the 3rd night. I send you a photo. I hope you have a succcess for a diet to keep your health. See you."
Also ich glaube dass man unter "enjoy a night" was anderes versteht... Aber der Abend war echt lustig und ich weiss zu schaetzen, dass man sich solche Sorgen um mein Bestreben macht, eine etwas schlankere Linie anzusteuern...

3. Kleinere Fehler, die sich erst beim zweiten Hinschauen entdecken lassen. Zum Beispiel von meinem Chef, der sich bei mir dafür bedankt hat, dass ich ein Manuskript gegengelesen habe, und dann am ende der Mail schreibt: "Thank you for your impatience." (= "Danke für deine Ungeduld").

4. Emails auf Japanisch, die ich mir im Internet von Google Translate übersetzen lasse und bei denen dann sowas rauskommt wie:"Plural you cannot list the day when circumstances are attached during October, probably will be?"
Hä?
Auch lustig is es zB die japanischen Namen meiner Kollegen automatisch übersetzen zu lassen, da die Kanjis vieler Namen Bedeutungen haben und die dann von Google Translate prompt mitübersetzt werden. Da wird aus "Minoda Ai" dann "Straw raincoat rice field love" oder aus "Misuzu" "Beauty Bell".

Gut nur, dass die Aussprache meins Namens keine (peinliche) Bedeutung auf Japanisch hat (glaube ich jedenfalls...)

Montag, 24. September 2007

Funny Homevideo vom Wochenende

wir haben unsere Erlebnisse von Freitag und Samstag mal in einem kleinen Video verwurstet:





zum Sumoturnier war übrigens auch hoher Besuch anwesend: Der japanische Kronprinz Naruhito, Prinzessin Masako und Töchterchen Aiko haben durch ihr Erscheinen den ganzen Saal erführchtig aufstehen und applaudieren lassen.


Nach dem Turnier haben wir uns dann noch an Chanko Nabe, dem traditionellen Kraftfutter der Sumoringer, satt gegessen. Auf deutsch würde man dieses Gericht übrigens als kräftigen Gemüseeintopf bezeichnen. Sonntag mussten wir uns dann erstmal von der Fressorgie erholen und haben abends mit Freunden und Schülern unserer Japanischlehrerin eine Hafenrundfahrt durch die Tokyobay gemacht.


Wir hatten uns das Ganze vorher als romantische Moonlight Bootsfahrt im kleinen Kreis vorgestellt, allerdings haben wir uns dann mit tausenden Japanern und Touris auf einem riesen Kahn wieder gefunden, auf dem das Freibier in Strömen floss und das Discogewummer und das Gegröle der Leute eher Mallorca Feeling hat aufkommen lassen...


... aber Spass gemacht hats trotzdem:

Samstag, 22. September 2007

Oans, Zwoa, Droa - SUMO!

Gestern noch auf der Wiesn und heute beim Sumo Turnier.

Auch wenn wir tausende Kilometer von Muenchen und der Heimat entfernt sind, wollten wir natuerlich auch dieses Jahr nicht auf den obligatorischen Wiesnbesuch verzichten und so sind wir gestern abend mit ein paar Kollegen im Gespann in den Hibiya Park gezogen, um das diesjaehrige Oktoberfest in Tokyo zu besuchen. Die Katze hat natuerlich im bayerischen Dirndl ihr besten Seiten zur Schau gestellt und ich habe in Ermangelung von Lederhosn mit meinem "Muenchen" T-Shirt Flagge gezeigt. Natuerlich hat eine extra eingeflogene bayerische Kapelle alle Wiesnhitklassiker gespielt, zwei junge, blonde, resche Madl haben dazu gejodelt und mit Kuhglocken gebimmelt und das Loewenbraeu vom Fass floss in Stroemen. Fotos und ein Video folgen in Kuerze. Das Bier war uebrigens - man mags kaum glauben - hier mitten in Tokyo billiger als auf der (echten) Wiesen! (Die halbe fuer 500 Yen)
Und auch kulinarisch hatte das Fest einiges zu bieten: Original Muenchner Weisswuerstl mit suessem Senf und Ananas-Sauerkraut (naja...), Currywurst (endlich!!!) und Reibekuchen mit Apfelmus. Die Japaner hatten natuerlich einen Megaspass (wir auch!) und haben sich beim Ententanz und "Shu-n-ke-le-nu" verausgabt. Anschliessend haben wir unsere Japanischen Kollegen noch nach Ginza in eine Deutsche Kneipe entfuehrt, um ein kuehles Bitburger Pils vom Fass zu trinken. Nahtlos schliessen wir daran heute mit lauwarmem, hiesigen Kirin Bier an: Gerade sitzen wir mit ein paar Kollegen mitten in einer Sumoarena auf kleinen Sitzkissen auf dem Boden
(aua, ich wuenschte ich haette bei meiner Schwester Yoga Unterricht genommen) und sehen am laufenden Band leichtbekleidete Fettberge aufeinander prallen. Schon am fruehen Morgen haben die Nachwuchskaempfer der e-Jugend sich im Schubsen geuebt und jetzt wird langsam alles immer pompoeser und professioneller. Spaeter erwarten wir den Grossmeister Kotooshu (ein Bulgare!) und je schwerer die Sumoringer werden, desto duenner fuehle ich mich. So, jetzt muessen wir uns aber konzentrieren und weiter fleissig Bier und Sake trinken...Kampai und Gsuffa!

Montag, 17. September 2007

Nach einwöchiger Sendepause melde ich - sorry - melden wir uns endlich im Blog zurück. Pünktlich letzten Sonntag morgen um 8 ist die Katze auf japanischem Boden aufgesetzt. Nachdem wir uns drei Monate nicht gesehen hatten, haben wir uns doch wieder erkannt und nach der japanischen Vorstellungszeremonie darauf geeinigt uns gleich zu duzen. Auch wenn die Katze einen Großteil der letzten Woche mit Schlafen verbracht hat um ihren Jetleg zu kurieren (mit dem sie mich übrigens auch angesteckt hat) haben wir in den letzten Tagen schon einiges unternommen. Gleich am ersten Abend sind wir nach Shinjuku gefahren, waren im Meer der Leuchtreklamen spazieren und sind in eine typisch japanische Kneipe eingekehrt (Irish Pub). Grade hatte ich die Katze eine Minute alleine am Tisch gelassen um Essen und Getränke zu ordern, schon gesellte sich ein freundlicher junger Herr türkischer Herkunft zu meiner Angebeteten, um ihr zu erzählen, wie toll Tokyo denn sei - Nix da!
Die folgenden Tage habe ich mein Arbeitspensum etwas zurück gefahren damit die Katze nicht alleine in Tokyo verloren geht. Montag hat sie mich am frühen Nachmittag im Labor abgeholt und kam sich erstmal vor wie im Zoo: Als einige Kollegen von mir mitbekommen haben, dass ich Damenbesuch im Laboratorium empfange, kamen sie gleich alle scharweise um sich dieses in Deutschland geborene Exemplar slowenisch-philippinischer Abstammung von allen Seiten anzuschauen. Hier ist ein Ausserirdischer halt noch eine Attraktion wert! Dienstag waren wir im IKEA, um unsere Wohnung mit einem weiteren Regal und einem Schreibtisch auszustatten. Und selbstverständlich unseren Jahresbedarf an Hot Dogs zu decken...
Die Möbel, die wir uns haben liefern lassen, sind heute endlich gekommen und jetzt ist die Wohnung endlich (fast) perfekt.
Ich sitze gerade am neuen Computertisch und dies ist der erste Blogeintrag, den wir vom neuen iMac verfassen (nachdem wir jetzt auch DSL zu Hause haben). Naja, ansonsten habe ich meist Probleme mir einen Platz am Rechner zu sichern wenn Katze schneller ist und ihn in Anspruch nimmt.


Ich habe ja in den letzten drei Monaten so manch einsamen Abend alleine in meiner Wohnung verbracht und habe mich dann so darauf gefreut, dass die Katze endlich kommt und dass mein iMac samt DSL endlich läuft und jetzt sitzt die Katze die ganze Zeit am tollen iMAc und mir ist wieder langweilig...


Samstag abend haben wir uns mit einem japanischen Freund - Guchi - getroffen. Guchi ist großer Deutschlandfan und lernt gerade im Selbststudium Deutsch, weil er in einem Monat wieder das Glück hat in unsere Heimat zu reisen. Das Titelbild seines Deutschlehrbuches habe ich gleich wieder erkannt: Der Marktplatz von Marburg an der Lahn - in welchem ich auch mal für ein schönes Jahr wohnen durfte - ist abgebildet. 

Sein Lehrbuch finde ich übrigens um einiges wirklichkeitsnäher als das meines Kollegen Motoo-san, über dass ich letztens geschrieben habe. Guchi-san war aber nicht so an der grundlegenden Grammatik interessiert, sondern wollte hauptsächlich deutsche Schimpfwörter lernen, die ich hier nicht reproduzieren möchte... Wenigstens hat er jetzt die unter Umständen lebenswichtigen Sätze: "Ich laufe hin und her. Ich habe mich verlaufen. Ich bin so einsam. Bitte hole mich ab." gelernt.
Damit die Katze sich in Tokyo nicht verläuft, wenn Sie alleine unterwegs ist, waren wir gestern mal wieder im Elektronikparadies und haben ihr ein Handy besorgt (Extrafeature: Fingerabdrucksensor).  Der Vertragsabschluss hat mich erfahrungsgemäss wieder viele Nerven gekostet, aber es ist halb so schlimm wenn man es als kostenlose Lehrstunde in Geschäftsjapanisch versteht...
Mit Guchi waren wir unter anderem in einem arabischen Märchenrestaurant mit Showeinlagen aus tausend und einer Nacht:

Am Eingang muss man erstmal die Zauberlampe reiben um per "Sesam öffne dich Effekt" hereingelassen zu werden. Dann wird einem von zwei bezaubernden Japanerinnen in orientalischen Gewändern eine kleine Geschichte erzählt (die die Katze und ich natürlich nicht verstanden haben) und anschliessend durften wir noch eine weitere Zauberlampe reiben, die uns mit einem fulminanten Feuereffekt dann den Weg an den Tisch in einem kleinen, höhlenartigen Separee freigegeben hat.
Apropos Feuereffekt, habe eben mit meinem 14 jährigen Neffen per Skype videofoniert und möchte hier mal anprangern, was die Jungs für skandalösen Mist in ihrem Garten treiben. Ich bitte das als eindringliche Vorwarnung für die Feuerwehr Bad Bodendorf zu betrachten:


Sugeeeeee! (jap.: "Cooooool!"; ja Schwester, ich weiss, ich sollte so was als verantwortungsbewusster Onkel nicht unterstützen...)








(hey Jungs, wenn ihr Borsäureester in das Zeug mixt, dann wird die Flamme vielleicht grün...hm...nee, habs grade gegoogelt, scheint nicht zu funktionieren...na dann lieber nicht...oder ihr nehmt...ach lassen wir das lieber...)

Samstag, 8. September 2007

Spam

Quizfrage an den fleissigen Blogleser: Es ist Samstag mittag, ich trinke einen "Hotto Organic Caffee Latte" und hoere die Beatles. Wo bin ich?
Genau, im "Freshness Burger".
Und lache mich grade schlapp weil das Angebot der Woche der "Spam Burger" ist. Kriege ich nicht schon genug Spam Mail und soll jetzt noch einen Spam Burger essen?
Ich habe mich jetzt erst mal in meinem Handylexikon ueber das Wort "Spam" schlau machen muessen, um zu lernen, dass es im Englischen auch als Abkuerzung fuer "Spiced Pork And haM" verwendet wird. Laut Lexikon ein "minderwertiges corned beef". Und wie nennt der Deutsche das? Leberkaese! Und genau das scheint bei naeherer Betrachtung auch in dem Burger drin zu sein: Leberkaes mit Spiegelei. Fuehl ich mich gleich die Isar zurueckversetzt. Schade dass ich schon satt bin (und schade, dass es die Currywurst anscheinend noch nicht nach Japan geschafft hat...).
Apropos, liebe Katze, du hast mich tausendmal gefragt, was du mir mitbringen sollst. Kommt zwar jetzt ein bisschen spaet, aber bevor Du heute in den Flieger steigst, bitte folgendes unbedingt einpacken: Salmiakpastillen um die Kollegen zu aergern, ein Beatles Best of Album, meine Skiausruestung, eine wissenschaftliche Abhandlung ueber den japanischen Humor (in dt. Sprache) und ein vergleichbares Werk ueber den dt. Humor (auf Japanisch), eine rote Pappnase, ein weiters Essbesteck fuer dich (keinen Teller, hab ich zwei),
eine Familienpackung durchniessfeste Taschentuecher eines europaeischen Markenherstellers (bitte ohne Menthol, Aloe Vera oder Limettenaroma), mein Fahrrad und eine Portion Currywurst, Pommes, Mayo (waere ja nicht das erste Mal, dass du Pommes in der Handtasche transportierst...:-)
Noch ein paar Tips, damit du mich morgen frueh am Flughafen erkennst: Ich bin der ganz, ganz Duenne, inzwischen OHNE Bart, mit sehr kurzen Haaren, der die ganze Zeit mit seinem tollen, japanischen SuperhightechVGAdisplayundbatterieimmernacheinerstundeleer-Handy rumspielt...
So, jetzt muss ich aber heim: putzen und aufraeumen...

Freitag, 7. September 2007

"Happy Happy Joy Joy!"

oder: "Heute ist es im Labor sooo langweilig"


oder: "Warum verstehen die Japaner meinen Humor nicht?"


oder: "Manchmal findet sich wahre Inspiration nur auf Youtube"


oder: "Drückt sich da gerade etwa jemand davor seine Kolben zu spülen?"



Bitte alle laut mitsingen!

Tokyo, 3:20, stuermisches Wetter, die Frisur haelt

schon mal das Gefuehl gehabt die Nacht zusammen mit einer laufenden Flugzeugturbine in einer Autowaschanlage zu verbringen?
Taifun!
Kann mir mal einer sagen wie ich bei dem Krach schlafen soll?
Na wenigstens muss ich den Balkon und die Fenster (von aussen) jetzt nicht mehr putzen bis die Katze kommt...

Montag, 3. September 2007

Mundschutz und Laserschwert

Jaja, es sind oft die kleinen Dinge in denen sich die Japaner von den Europäern unterscheiden. Wie zB die Vorliebe in der Öffentlichkeit einen Mundschutz zu tragen. Wenn der Japaner erkältet ist, möchte er natürlich möglichst vermeiden seine Viren und Bakterien mit seinen Mitmenschen zu teilen. Und deswegen zieht man sich in Japan eine schicke Stoffmaske über Mund und Nase wenn man in der Stadt unterwegs ist oder wie eine Ölsardine in der U-Bahn morgens zur Arbeit fährt. Die japanischen Mitmenschen beruhigt es anscheinend wenn ein potentiell infektiöser Kollege so höflich ist, den ganzen Tag mit Mundschutz rum zulaufen, bei Ausländern wie mir bewirkt das aber eher den gegenteiligen Effekt und lässt mich das Weite suchen. Da ich inzwischen gelernt habe, dass die Japaner oft aus einer Fliege einen Elefanten machen, denke ich mir, dass die Mundschutzträger wohl nur halb so gefährlich sind, wie sie aussehen. Ich überlege mir gerade wie meine Kollegen reagieren würden, wenn ich - ungeschützt - mal nen Tag lang hustend durchs Labor laufe und sage ich hätte die Vogelgrippe...


Ob der Mundschutz überhaupt viel bringt, wage ich eh zu bezweifeln. Jedenfalls hindert er anscheinend nicht daran, sich auf dem Strassenfest, dass am Wochenende bei mir vor dem Haus stattgefunden hat, am gemeinsamen Tanz zu beteiligen. Zu sehen im folgenden Video, welches, wie ich finde, allein schon aufgrund der Musik eine ganz schön traditionelle und fernöstliche Seite von Tokyo zeigt.




Die Strasse war zum Fest natürlich für den Verkehr gesperrt. In Tokyo eine Strasse zu sperren ist, glaube ich, garnicht so einfach ohne in einem grösseren Bereich den Verkehr zu behindern. Nicht weil in der Gegend wo ich wohne so übermässig viel Verkehr ist, sondern weil diejenigen, die den Verlauf der Strassen geplant haben entweder besoffen oder blind waren. In den meisten Teilen der Stadt verlaufen die Strassen total chaotisch und von einer großen Strasse zur nächsten, parallel laufenden Verkehrsroute zu gelangen gleicht oft dem Versuch aus einem mittelalterlichen Irrgarten zu entkommen. Das sieht auf dem Stadtplan echt witzig aus. Zwischen den grösseren Strassen liegt ein Labyrinth aus kleinen Gässchen, die oft im Kreis führen oder plötzlich enden. Dazu kommt, dass die Bezeichnung der Strassen völlig undurchschaubar ist und das beste: die Nummerierung der Häuser nicht schön der Reihe nach erfolgt, sondern nach Baudatum. Dieses völlige Durcheinander hat dazu geführt, dass die Angabe einer Adresse für den nicht-Ortskundigen meist nicht reicht um ein Haus zu finden. Man muss immer eine Wegbeschreibung malen (auf vielen Visitenkarten wird auch ein kleiner Lageplan aufgedruckt) oder der Suchende geht zu einem der vielen Polizeihäuschen in der Nähe und lässt sich weiter helfen. Das schein im übrigen auch die zweithäufigste Beschäftigung der hiesigen Polizisten zu sein (die häufigste ist es Fahrraddiebe zu stellen...).


Apropos Polizisten: Die waren beim Strassenfest natürlich im Grosseinsatz um den vorbei fliessenden Verkehr vom Abbiegen in die offensichtlich gesperrte Strasse abzuhalten. Völlig übertrieben...


Mehrere Schilder, tausende organge Hütchen und zwei Polizeiautos mit Blaulicht (hier: Rotlicht) scheinen nicht zu reichen, um den Autofahrern zu signalisieren, dass sie an der Ampel heute mal nicht abbiegen dürfen, da muss man schon ein Diensthilfegesuch an den ehrwürdigen Jedi-Rat richten, damit der mal kurz Obi-Wan Kenobi und seine Brüder einfliegt um die Situation in den Griff zu bekommen:




In diesem Sinne: Möge die Macht mit Euch sein!

Donnerstag, 30. August 2007

Warum ich hoffentlich die Scheidung eines japanischen Ehepaars verhindern kann

Ich suche und pflege ja regen Kontakt zu Japanern, was nicht unbedingt selbstverstänlich für Ausländer (Gaijins) in Japan ist. Es gibt leider ne Menge Ausländer hier, die nur mit Ihresgleichen verkehren und ziemlich abgeschottet leben. Ich glaube das Ausmass der interkulturellen Kontakte verhält sich antiproportional zum Einkommen. Ich denke für die Manager, die hier mit Familie in einer Gajinsiedlung residieren, mit der Edelkarosse morgens in ihre internationale Firma fahren und abends im französischen Restaurant dinieren macht es wenig Unterschied ob sie in Tokyo, Rio oder Moskau wohnen.
Ich bin zwar in der Arbeitsgruppe allein unter Japanern, die Kollegen haben aber nur ihre Forschung (oder was auch immer) im Kopf und arbeiten fleissig und still bis tief in die Nacht. Da bleibt meist wenig Gelegenheit um mit mir Japanisch zu üben. Da es aber für mich gerade extrem wichtig ist die neue Grammatik, die ich wöchentlich von meiner Lehrerin eingetrichtert bekomme, zu trainieren, habe ich mich bei einem Kontaktprogramm des International Office der Universität angemeldet. Dort wurde mir heute ein japanischer Freiwilliger zugeteilt, den ich von nun an ein paar mal im Monat zutexten kann.

Und der Gute ist 67 Jahre alt und nimmt auch zum ersten Mal an diesem Programm teil. Wir wurden zuerst von einem Mitarbeiter des Programms einander vorgestellt und hatten dann Zeit uns alleine zu unterhalten und Termine für weitere Treffen auszumachen. Ganz Japan-untypisch ist die ganze Geschichte sehr unkompliziert und regelfrei. Nach der Vermittlung kann man dann einfach selber ausmachen, wann, wo und warum man sich trifft. Ob zum Japanisch üben, Teezeremonie lernen, Papiervögel falten, den Spass von gemeinsamen Behördengängen zelebrieren oder um sich mit Sake abzuschiessen.
Mein japanischer Gesprächspartner war hoch erfreut mich kennenzulernen und strahlte wie ein Honigkuchenpferd über beide Backen. Ich fand Opa Honigkuchenpferd (HKP) auch gleich sympathisch und wir haben uns sehr gut verstanden. Auf die Frage warum er sich denn für dieses Programm gemeldet habe, meinte er, er sei kürzlich in den Ruhestand getreten, und suche jetzt ein Hobby.

AHA. Ich bin also Opa HKPs neues Hobby!

Und da ich in Deutschland ein fleissiger Fernsehreportagenkonsument war (meine Favoriten auf Kabel 1 & Co: "Wie macht man Blutwurst?" und "Leben auf dem Flugzeugträger"...:-) habe ich gleich durchschaut warum er unbedingt ein neues Hobby braucht.

Siehe hier: http://www.n-tv.de/764982.html

Der männliche, japanische Rentner ist im Regelfall eine routinierte Arbeitsmaschine mit festem Zeitplan, der von Familienleben keine Ahnung mehr hat (kleine Anmerkung: letzte email meines Chefs an mich: heute frueh, 2:28 Uhr) und ein riesiges Problem darstellt, wenn er von heute auf morgen Rentner ist und seiner Frau zu Hause auf den Wecker fällt. Die Herren der Schöpfung in diesem Zustand werden auch "Sodaigomi" ("Sperrmüll") oder "nure ochiba" ("nasse Blätter", die lästig am Besen kleben) genannt. Und nachdem kürzlich Gesetz wurde, dass die Frau im Scheidungsfall Anspruch auf 50 % der Rente des Mannes hat, ratet mal was passiert ist...

Und so war es vielleicht die Frau von Opa HKP, die ihn zu einem neuen Hobby überredet hat ("Kauf dir doch ein antikes Motorrad, oder einen Hund, oder züchte Amazonasfrösche - oder besorg dir doch nen Ausländer!").
Naja, ich will aber jetzt nicht abfälliges über Opa HKP mutmassen, ich fand ihn schliesslich sehr nett. Was dann passierte war sehr lustig:
Nachdem wir und gegenseitig vorgestellt und unsere Grunddaten ausgetauscht hatten, und ich grade für eine Sekunde dachte:"Na doll, und nu? Über was soll ich mich jetzt noch ne weitere Stunde mit Opa HKP unterhalten?" klingelte mein Handy und ich wurde von einem japanischen Redeschwall erschlagen. Nach kurzem, äusserst erfolglosem Versuch das Gespräch selbst zu meistern habe ich dann einfach Opa HKP meine Handy in die Hand gedrückt und ihn mal machen lassen.

Was soll ich sagen!?! Ich glaube ich hab nen prima Sekretär gefunden! Vielleicht kann ich ihn auch im Labor beschäftigen, wenn ihm zu Hause langweilig ist. Er kann dann statt meiner die ganzen unnützen Listen und Tabellen ausfüllen, nach denen die Japaner so süchtig sind!
Angerufen hatte übrigens mein Internetprovider, der hoffentlich in Kürze endlich mein DSL zu Hause installiert und der sich nach dem "Namen" meines Appartementhauses erkundigen wollte.
Opa HKP hat alles geregelt.
Prima, wenn wir uns dann in Zukunft noch auf einen gemütlicheren Treffpunkt als den sterilen Raum im Unigebäude einigen - ich denke da an eine typisch japanische Kneipe - oder er mich auch mal zu sich nach Hause einlädt, wird das sicher witzig.
Dass nur die Katze nicht eifersüchtig wird, wenn ich mit Opa HKP allabendlich um die Blocks ziehe.
Apropos Katze: Dein Paket ist angekommen! Ich finde super, dass du dein Dirndl eingepackt hast und garantiere dir, dass du damit in der U-Bahn nicht grossartig auffallen wirst, so krass wie die Teens hier rumlaufen.
Ach wenn doch schon nächste Woche Sonntag wäre und du endlich da wärest! Ich muss dir sooo viel zeigen. Leider wirst du nächste Woche eine Party von Akane auf einem Ausflugsdampfer in der Tokyobay und an diesem Wochenende das Strassenfest vor unserer Wohnung verpassen. Auf letzters muss ich wohl alleine gehen. Oder ich frag mal Opa HKP, ob er Zeit hat...

Sonntag, 26. August 2007

Kleiner Sonntagsspaziergang

Ein kleiner Sonntagsspaziergang hat mich heute in den Rikugien Park geführt, der unweit meiner Wohnung von hohen Mauern begrenzt eine kleine Oase in der Großstadt bildet...

Hier kann der gestresste Japaner oder auch der reizüberflutete Ausländer bei einer Schale grünem Tee herrlich entspannen und die Hektik hinter sich lassen. Wenn man sich von seinem Lieblingsmanga nicht trennen kann, hat man hier Gelegenheit in Ruhe zu schmökern...


Und auch viele Tiere scheinen sich gerne im Park aufzuhalten. Das Gewässer ist voller prächtiger Karpfen ("Koi") und Schildkröten. Ausserdem gibt es unzählige Vögel, Insekten und beinahe bin ich mit meinen Flip-Flops auf eine kleine Schlange getreten...

Als ich später nochmal mit dem Rad in die Uni gefahren bin, um mit der Katze zu skypen, habe ich aus einer Seitenstrasse traditionelle japanische Musik gehört. Dort ist heute ein kleines Strassenfest gewesen. Auf einer Bühne in der Mitte haben einige Frauen vorgetanzt und in einem großen Kreis um die Bühne haben die Gäste den Tanz im Kreis laufend nachgetanzt. Hatte irgendwie was von Macarena...

Auf dem Fest, dass wahrscheinlich vom Junggesellenverein Hongo oder den Spielerfrauen des ersten FC Bunkyo-ku organisiert wurde, gab es natürlich wie es sich für ein Strassenfest gehört auch passendes Essen und Getränke: Bratwürstchen und Bier vom Fass. Da hat die Tokyowurst sich gefreut! Fast wie zuhause, nur dass sich der einheimische Metzger anscheinend einen ganz besonderen Trick hat einfallen lassen, damit man beim Würstchen essen keine fettigen Finger bekommt: "Würstchen am Stiel". Und dieser "Stiel" war ein kleiner Knochen (ich frage mich immer noch von welchem Tier...). Also ein Würstchen mit Knochen habe ich auch noch nicht gegessen, sehr seltsam und eben doch nicht wie zuhause...


Ach ja, und wenn das Heimweh mal ganz groß wird, dann weiss ich auf jeden Fall jetzt auch wo ich ein kühles Bitburger Pils bekomme, auch wenn es sicher ein Vermögen kosten wird...


Dienstag, 21. August 2007

wie die Japaner Deutsch in der Schule lernen...

Habe ja im letzten Post etwas über die Englischkenntnisse des Tanakanormal-Japaners gelästert. Heute hat mein Kollege Motoo-san mal seine Deutschlehrbücher aus der High School mitgebracht. Ich wusste garnicht, dass der auch Deutsch in der Schule hatte (und zwar 2 Jahre). Ich wusste das nur von meinem anderen Kollegen, dessen Lehrer anscheinend Offizier beim Militär war, so hört es sich jedenfalls an wenn er in Stakkato "ICH - FREUE - MICH - SIE - KENNEN - ZU - LERNEN" sagt. Es fehlt nur dass er dabei salutiert.
Wenn ich mir die Lehrbücher von Motoo-san anschaue, kann ich wirklich verstehen warum dem Japaner eine Alltagskommunikation in Deutsch (oder Englisch) so schwer fällt (wobei ich fairerweise sagen muss, dass mein Japanisch auch noch recht weit von einer flüssigen Alltagskommunikation entfernt ist...).
Zunächst ist da das Grammatikbuch meines Kollegen. Es läßt vom Design her schon auf eine Erstauflage 1920 schliessen und die Grammatik die dort behandelt wird ist gesalzen (und die Deutsche Grammatik IST auch schwer! Glaubt es oder nicht: die Japanische Grammatik mutet zwar oft recht seltsam an, aber besonders schwer ist sie nicht!).


Ich gebe mal einige Beispiele:


"Wir gedenken seiner"


"Weißt du, dass der Student unsere Tochter liebt?"


"Für den Christen ist Gott der Schöpfer aller Dinge. Er hat den Menschen nach seinem Ebenbild geschaffen"


"Wenn man einen Menschen liebt, dann kann man nicht mehr nüchtern denken"


"Diejenigen die den Atomkrieg wollen, begreifen offenbar nicht, dass er der Untergang der Erde sein wird"


"Ein Student klagt, Verfassung und Verfassungswirklichkeit klafften immer weiter auseinander"


"Helga hat eine schöne Figur, um die sie eine griechiche Göttin beneidet hätte"


HALLOOOOOOO!?!
so wird doch niemals ein Schüler Deutsch lernen, wenn er es als Fach zwei Jahre in der Schule hat. Andererseits, wenn er sich das wirklich hart erarbeitet, wird er sicher Spass an Filmen wie "Die Brücke von Remagen" (1968) oder "Die Feuerzangenbowle" (1944) haben, aber um im Bahnhof zu fragen von welchem Gleis der nächste Sonderzug nach Pankow fährt reicht es wahrscheinlich nicht...


Jetzt das Textbuch fürs zweite Jahr, da wird es noch krasser:
Der erste (!) Text ist die Rede von Johannes Rau "anlässlich des 125. Geburtstages von Konrad Adenauer am 5. Januar 2001" (http://www.bundespraesident.de/Reden-und-Interviews/Reden-Johannes-Rau-,11070.28223/Rede-anlaesslich-des-125.-Gebu.htm)


Text 2 ist von Roman Herzog, Text 3 von Jürgen Habermas usw. Dann kommen Kapitel über das jüdisch-deutsche Verhältnis und über "das neue Berlin". Kapitel vier fängt ganz interessant an: Eine Filmkritik über "Lola rennt", dann kommen Peter Härtling, Kafka und Brecht zu Wort, auf Seite 132 mal was über den Deutschen Fussball, und das "Gesetz zum Ausstieg aus der Atomenergienutzung" wird auch ausführlichst diskutiert.


ICH FASSE ES NICHT! Das soll ein Lehrbuch für das zweite Jahr Deutschunterricht sein? Den Schinken sollte ICH besser mal lesen um meine lausige Allgemeinbildung aufzustocken!


Zum Glück scheint mein Japanischlehrbuch nicht von so einem überambitionierten Historiker geschrieben worden zu sein. Bin jetzt am Ende meines ersten Lehrbuches angekommen und heilfroh mich mit Sätzen wie "Wann hast du die Milch gekauft", "War diese Kamera teuer?" und "Ist es in Ordnung die Erdbeern mit diesem Wasser zu waschen?" zu vergnügen. Ich habe jedenfalls bis jetzt immer das gute Gefühl gehabt, eine Lektion verstanden (wenn auch nicht behalten...) zu haben nachdem ich sie durchgebüffelt habe.


Ob mein Kollege aber irgendwas aus dem Text "Liebe auf Distanz und durch die rosarote Brille" von Michaela Fuidl, in dem jedes zweite Wort von ihm farbig markiert und mit japanischer Übersetzung versehen wurde, verstanden hat, wage ich doch zu bezweifeln. Jedenfalls hat er ein großes Problem einen Unterschied zu herauszuhören wenn ich die Worte "bald" und "warten" sage...

Montag, 20. August 2007

War grade beim Friseur

ja, ich weiss, es gibt sicher Interessanteres zu erzählen, aber es ist ja nicht so, dass mir hier jeden Tag immer nur die verrückstesten Dinge passieren. So langsam kehrt der Alltag ein in Japan zu leben, echt seltsam wie schnell man sich an eine neue Umgebung gewöhnen kann. Wenn da nicht immer wieder die Sprachbarriere waere... gestern abend habe ich alleine in ner Kneipe gesessen und ein Bier getrunken (übrigens Löwenbräu) als mein Handy klingelt und mich jemand hektisch auf Japanisch voll quasselt. Ich konnte nicht ganz folgen...aber es waren die Mitarbeiter von der Videothek, in der ich mir ein paar CDs ausgeliehen und kurz zuvor zurückgebracht hatte. In einer CD fehlte das Booklet schon als ich sie ausgeliehen hatte. Beim Zurückgeben wollte ich noch darauf hinweisen, hatte aber keine Lust auf eins dieser komplizierten Gespräche ("Häh, was will der uns grade sagen???") und hab nix gesagt. Toll. Ne halbe Stunde später also riefen sie mich dann an und ich habe - am Tresen der Kneipe sitzend - versucht zu erklären, dass das kleine Büchlein in der CD vorher schon gefehlt hat. Meine Versuche das auf Japanisch rüber zu bringen waren zwar nicht besonders erfolgreich aber dafür habe ich anscheinend die ganze Kneipe amüsiert. Englisch sprechen können die meisten Japaner im allgemeinen übrigens nicht, obwohl sie jahrelang in der Schule mit Grammatik und Vokabeln voll gepumpt werden. Die lernen Englisch als sei es eine tote Sprache, wahrscheinlich können viele Deutsche sich besser auf Latein über das Wetter unterhalten als die meisten Japaner auf Englisch. Sie kennen die abgefahrenste Grammatik, aber reden können sie oft kein Wort (oder trauen sich nicht...).

Ungefähr der einzige Japaner, der gut Englisch kann (weil er 4 Jahre in den USA gelebt hat) saß aber zufällig neben mir an der Bar und so habe ich dann gleich eine neue Bekanntschaft geschlossen. Leider habe ich seinen Namen nach 3 Sekunden wieder vergessen, aber die meisten Japaner können sich Gottseidank meinen Namen gut merken, weil hier in Japan in den 90ern bekanntlich eine unvergessene, deutsche Fussballgröße mit gleichem Vornamen erfolgreich im Einsatz war (127 Spiele, 11 Tore).

Ich wurde dann gleich zum Stammgast deklariert, obwohl ich zum ersten Mal da war, musste versprechen bald wieder zu kommen und wurde freundlich von der ganzen Belegschaft verabschiedet, als ich den Heimweg antreten wollte. Gastfreundlich sind die Japaner, da kann man nichts sagen!

So, wo waren wir? Ach ja, beim Friseur eben habe ich mutigerweise "sugoi michikaku kite kudasai" gesagt ("Bitte sehr kurz schneiden"). Das hat die Dame sehr wörtlich genommen, ich glaube sie hat vorher beim Militär oder im Gefängnis die Haare geschnitten... Ich konnte sie grade noch davon abhalten mir eine Glatz zu verpassen, aber an der Seite über den Ohren sind meine Haare praktisch futsch (JA ICH WEISS! "oben auf dem Kopf auch" höre ich euch alle witzeln, aber dafür kann die gute Dame nun mal nichts!).

Aber eigentlich siehts jetzt ganz schick aus jetzt und bei den Temperaturen ist ein kurzer Rasen eh praktischer.. Zu einem Haarschnitt gehört in Japan übrigens immer Haarewaschen NACH dem Schneiden (ist das in Deutschland nicht andersrum?) und eine Kopf- und Schultermassage. Und wie überall auf der Welt scheint der Friseursalon auch die beste Adresse zum Tratschen über Gott und die Welt zu sein. Vielleicht sollte ich da jetzt öfters mal hin gehen um mein Alltagsjapanisch zu verbessern - ach hätte ich doch mehr Haare...

Freitag, 17. August 2007

Noch was zum Aufwachen!

Hab ihn endlich im Netz gefunden, den verrücktesten Song, der garantiert jeden Morgen auf InterFM läuft und bei dem selbst die Kakerlaken mit rocken: "No Show" von der japanischen Band "The Soap".
Also Lautstärkeregler auf Maximum und folgendes Video anschauen!


The Soap "NO SHOW"

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Ich hoffe die Mädels spielen bald mal live in Tokyo!

Donnerstag, 16. August 2007

Meine Top 5 der Aufwachmethoden

Wie bereits geschildert wirkt sich das Klima hier im Moment nachteilig auf meine Nachtruhe aus. Es gibt aber gewisse Ereignisse mit einem solchen "Hallo Wach" Effekt, dass meine morgendliche Trance im Bruchteil einer Sekunde verschwunden ist:

Platz 5: Mein japanisches Shampoo, ein Glanzprodukt der hiesigen Chemieindustrie, dass anscheinend zu 100 % aus Menthol besteht und mich jeden morgen für ne halbe Stunde erblinden lässt. Aber es prickelt schön!

Platz 4: Mein Radio samt gewähltem Sender, auf dem morgens ein total wirrer Musikmix laeuft, begleitet von zwei laut mitgrölenden Moderatoren, die abwechselnd irgendwelche Swingklassiker aus den 30ern, auch mal gejodelte Märsche in der Extendedversion und absolute Kracher wie "I wanna choke your band" von Beatallica drönen lassen:







Platz3: Jede Form von Lautsprecherdurchsagen, die hier sehr oft den gemütlichen Langschläfer aus seinen Träumen reissen. Es handelt sich dabei entweder um einen der mit zahlreichen, riesigen Lautsprechern ausgestatteten LKWs, die politische Meinungen unters Volk bringen oder Werbekampagnen für neu erschienene CDs krakeelen oder um Krankenwagen, die an jeder Kreuzung die Autofahrer per Lautsprecher anschreien und sich danach aber brav bedanken, wenn sie freie Fahrt haben. Natürlich macht auch die Schule nebenan gerne Gebrauch von ihren Lautsprechern und in den Strassen hängen auch überall Blechbüchsen aus denen hin und wieder irgendwas unverständliches dröhnt..

Platz2: Erdbeben. Heute morgen ca um 4 bin ich ganz schön durchgeschüttelt worden. Echt unheimlich, wenn man aufwacht weil das Haus wackelt, die Türen in den Angeln knarzen und das Geschirr scheppert. Hat so ne halbe Minute gedauert, um halb neun gabs nochmal ein kleines Nachbeben. Da weiss man dann plötzlich den Kommentar des Maklers bei der Wohnungssuche zu schätzen, der extra nochmal draufhingewiesen hat, dass es ein sehr standfestes, weil relativ neues Gebäuse sei. Damals hab ich natürlich nur gedacht: "jaja, passt schon, ist mir eh egal", aber jetzt sehe ich das anders - ich hoffe es stimmt auch! Ich glaube ich sollte mir mal Taschenlampe, Helm und einen Bernhardiner zulegen.

Platz1: GOKIBURI! (Kakerlaken!). Bin gestern total verpennt aus dem Haus, schlüpfe in meine Schuhe, schlendere zum Aufzug und denke mir "Hm.. wo kommt den der Stein im rechten Schuh her?" Hab den Schuh ausgezogen, umgedreht und es purzelt die größte und gefährlichste Killer-Kakerlake raus, die die Welt je gesehn hat! DANKET DEM HERRN, ICH HABE ÜBERLEBT! (und war wach...) (mist, da fällt mir ein, dass ich heute morgen schon wieder vergessen habe den Müll rauszubringen...)

Montag, 13. August 2007

Lalle

Wen man so alles wieder sieht in Tokyo:

zB meinen ehemaligen Kollegen Lal Mohan, der jetzt am Riken Institut arbeitet wo meine Katze wahrscheinlich bald auch ein warmes Plätzchen finden wird. Als Lalle damals die Arbeitsgruppe nach erfolgreicher Promotion verlassen hat, habe ich nicht damit gerechnet den jemals wieder zu sehen und jetzt treffe ich ihn hier wieder. Schon komisch, wie klein die Welt ist... klein genug um selbst den kleinen Lalle wieder zu treffen...



übrigens kleines update zu meinem Fahrrad-Dauerbrenner: Habe selbiges ja zwecks Reparatur einem fachkundigen Handwerker überlassen, hatte am Wochenende keine Zeit um es abzuholen und heute morgen sehe ich DAS am verammelten Laden:


"SOMMERFERIEN"

DANKE - ICH LAUFE LIEBER

Freitag, 10. August 2007

Mein kostbares Rad geht mir mal wieder auf den Wecker...

...weil es nämlich die Luft nicht halten will. Nach vergeblichen eigenen Reparaturversuchen habe ich es heute morgen zum Fahrradladen gebracht. Gut dass ich gestern noch die Vokabel für "kaputt" gelernt habe, war wohl ein schlechtes Omen. Ich hoffe die Jungs vom Fahrradladen überprüfen nicht die Registrierungsnummer des Rades und fragen mich nach meinem Namen, da hab ich jetzt echt keine Lust mehr drauf...
Jedenfalls hatte ich mal wieder Gelegenheit zu Fuss zur Uni zu gehen und dabei habe ich dann mal ein paar Fotos vom schönen Campus der University of Tokyo gemacht (s.u.).
Das Wetter im Moment ist fast nicht auszuhalten (wenn schwitzen gesund sein soll, lebt man hier sehr gesund...). Es sind so um die 33 Grad (ich weiss, in Deutschland ist es auch sehr heiss im Moment) aber die Luftfeuchtigkeit hier ist oft 100 % und ich habe jetzt eine Idee davon wie ich mir den Tripelpunkt von Wasser vorzustellen habe (Chemiker-Kalauer...). Nachts wirds auch nicht viel kühler und ich experimentiere grade mit verschiedenen Kombinationen von Klimaanlage und Ventilator rum um mehr oder weniger Nachtruhe zu finden ohne mich zu erkälten.
Eine besondere Freude bei diesem Wetter sind die wöchentlichen Joggingrunden im Uenopark mit meinen Kollgegen. Die Jungs (und Mädels) legen ein ganz schönes Tempo vor was mich meist in einen ohnmachtsähnlichen Zustand versetzt in dem ich mich nicht zwischen Herzinfarkt und Lungenödem entscheiden kann... Vor und nach dem laufen werden - typisch japanisch - in der Gruppe brav Dehnungs- und Lockerungsübungen gemacht. Nach dem Sport wird dann gleich fleissig weitergearbeitet: umziehen oder gar duschen: Fehlanzeige (Japaner schwitzen zwar auch, aber sie müffeln nicht, das ist wirklich so und liegt wohl an der Ernährung und allgemeinen Fitness). Laufen gehen wir meist abends um 7, gearbeitet wird hier aber täglich bis mindestens um 11.
Gleich neben meinem Institut sind die Sporteinrichtungen mit großem Sportplatz, Halle, Fitnessraum und Schwimmbad. Ich sollte bei diesen Temperaturen endlich mal schwimmen gehen, meine Badehose habe ich schon seit Wochen hier im Labor liegen. Allerdings brauche ich noch eine Badekappe, die ist hier nämlich Pflicht. Mal sehen ob ich was modisches für meinen kaukasischen Schädel finde, dann werde ich mich in die Fluten stürzen und hier mal die Franzi machen...