Sonntag, 28. Oktober 2007

Kartoffeln, Wale und andere Köstlichkeiten

Seit langem wollte ich mal wieder etwas über die japanische Küche schreiben. Die ist nämlich bei weitem vielfältiger, oft viel fetter und westlich geprägter, als sich die meisten Leute in Deutschland vorstellen. Klar, Sushi und Sashimi sind allgegenwärtig und gehören mittlerweile zu unserem Sonntagsbrunch wie Kaffee und Nutella, aber es gibt ja noch viel mehr zu essen als nur rohen Fisch und sauer eingelegtes Gemüse. Und viel von dem ist ganz schön deftig! Unglaublich, wie sehr die Japaner z.B. auf Mayonnaise stehen, kein Witz! Wer in Deutschland schonmal vom superteuren Kobe-Rind gehört hat, welches vom Bauern täglich zu den Klängen klassischer Musik massiert wird, stellt sich darunter meist ein tiefrotes, makeloses Rindfleisch ohne den geringesten Hauch von Fett vor: Vonwegen, es ist genau umgekehrt! Das beste und teuerste Fleisch (und das gilt auch für Fisch) hier ist immer von reichlich Fett durchzogen und ganz und garnicht mager. Allerdings weiss der Liebhaber der deftigen Küche ja auch, dass das Fett den Geschmack trägt und das Fleisch deswegen noch lange nicht zäh ist. Zu Gunsten des kleineren Geldbeutels verzehrt man auch oft ebenso fettes Schweinefleisch - gekocht oder gebraten - in feinen Scheiben mit einer würzigen Sosse auf Reis in einer Schüssel serviert. Das nennt sich Donburi und es gibt zahllose Schnellrestaurants die oft 24 h geöffnet haben und den gehetzten Firmenangestellten abends nach der Arbeit verköstigen.
Freitag abend war ich mit den Kollegen in einem Restaurant Shabu Shabu essen. Das ist im Prinzip eine Mischung aus Fondue (in Suppe, nicht in Öl) und Donburi.





Auf in den Tisch eingelassenen Herdplatten köcheln verschiedene, würzige Suppen und man bekommt stapelbare Kästchen mit dünnen Fleischscheiben, dazu Geschnetzeltes vom Huhn, Gemüse und Nudeln und gart alles dann in den dampfenden Töpfen.





Wir hatten für 2 Stunden Tabehodai (All you can eat) und Nomihodai (All you can drink) ausgemacht, konnten also Nachschub an Fleisch (wen interessiert das Gemüse?) bestellen so viel es ging. Und das haben sich die Kollegen nicht zweimal sagen lassen. Kistenweise wurde das Fleisch in den Töpfen versenkt, anstatt es stilgerecht Scheibe für Scheibe mit Hilfe der Stäbchen im Topf zu baden.





Wir haben uns übrigens so überfressen, wir kamen mit dem Trinken nicht mehr hinterher, und das soll schon was heissen in Japan!
Gestern abend habe ich mit Katze dann Deutsch gekocht: Currywürstchen mit Bratkartoffeln. Na, wir haben es zumindest versucht: Die Bratwürstchen japanischer Machart waren eigentlich ganz lecker, wenn sie auch eine seltsame schweinchenrosane Farbe hatten. Aber mit den Kartoffeln hatten wir mal wieder so unsere Probleme. Was heisst eigentlich "festkochend" auf Japanisch? Da das letzte Bratkartoffelexperiment in die Hose gegangen war und Katze geistesgegenwärtig auf Kartoffelpüree umgesattelt hatte, versuchten wir dieses Mal mit aller Vorsicht die gekochten Kartoffeln nicht aus der Form zu bringen...mit mässigem Erfolg... Vielleicht kann uns ja mal jemand ein Carepaket mit ein paar ordentlichen Erdäpfeln schicken!
Vielleicht müssen wir auch einfach noch mehr mit den einheimischen Lebensmitteln experimentieren, auch wenn wir im Supermarkt um die Ecke auch Apfelrotkraut, Gewürzgurken und andere deutsche Produkte bekommen.
Beim letzten Einkaufsbummel lächelte mich übrigens aus dem Fischregal von einer Verpackung ein fröhlicher Wal an um mich zum Kauf von rohem Walfleisch zu animieren. Nein, Danke! Die paar, armen Wale, die es noch gibt, lasst doch bitte am Leben! Der Walfang ist ja weltweit offiziell schon lange verboten. Als mein Kollege daraufhin meinte, dass die Wale ja nur zu Forschungszwecken gefangen werden und das Walfleisch quasi als Nebenprodukt der Forschungsergebnisse in den Supermärkten und Nobelrestaurants landen würde, musste ich aber mal laut lachen. Dass der japanische Walfang unter dem Deckmantel von scheinbarer Forschung eher kulinarischen (und traditionellen) Zwecken dient ist ja kein Geheimnis. Da macht es sich der zu Gehorsam und Gutgläubigkeit erzogene Japaner natürlich leicht, wenn er einfach nachsagt, was man ihm von Regierungsseite vorgibt, selbst wenn er selber Wissenschaftler ist...

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

So'n japanisches Fondue kannste auch hier in Boston essen. Im Chinatown. Das haben wir naemlich letzten Sonntag mit meinem Vater gemacht (der ist gerade zu Besuch). War echt lecker! Wenn du uns also das naechste Mal besuchen kommst, gehen wir da mal wieder hin :o).