Donnerstag, 28. Juni 2007

Ohne Worte





Die Polizei, dein Freund und AAAAHHHRRRGGG!

Der aufmerksame Leser möge sich noch daran erinnern, das ich ab Montag abend ein blaues Damenrad (mit Korb, vorne) mein Eigen nennen durfte. Heute morgen bin ich zu Fuss in die Uni gekommen.

Gestern abend bin ich mit dem Auto nach Hause gefahren worden.

Und zwar mit einem Polizeiauto begleitet von 3 freundlichen Polizisten die mich netterweise bis zur Wohnungstür gebracht haben. Und das mit 0 Promille, um jegliche Vorahnungen in Richtung Alkoholgenuss zu zerstreuen.

Und das kam so: Gut gelaunt habe ich gestern abend unverschämt früh (gegen 10) das Labor auf meinem Drahtesel verlassen und bin guter Dinge in einer warmen Sommerbrise Richtung Heimat geradelt. Kurz hinter dem Unigelände wurde ich an einem Kobanhäuschen von einem Polizisten angehalten, der bemängelte, dass ich (wie die ganzen Japaner auch) kein Licht am Rad brennen hatte. Ich habe mich freundlich entschuldigt und den Dynamo durch beherzten Druck in direkten Kontakt mit dem Vorderrad gebracht. Der nette O-Mawari-san ("Der Herumlaufende") wollte mich fast schon weiter fahren lassen, als er meinte, er werde noch kurz die Registrierungsnummer des Rades abklären. Und was dann passierte ist unglaublich!

Die Ganovenwitze, die ich SUPERSCHERZKEKS bei meinem Blogeintrag am Montag über die "Nacht und Nebelaktion Fahrrad" gemacht habe, wurden dann gestern abend zur harten Realität. Nachdem Unstimmigkeiten zwischen der Registrierungsnummer und meiner Identität festgestellt wurden, wurde ich freundlichst aufgefordert vom Sattel zu steigen und dem Herrn Wachtmeister ins Koban zu folgen wo sein Kollege sich ebenfalls in den Fall einschaltete. Man muss nämlich wissen, das in Japan alle Räder eine Registrierungsnummer tragen weil der Japaner an sich eine große Liebe zu allen Formen der Registrierung, zu Formularen, Ausweisdokumenten, Listen, Datenbanken und Nummern pflegt.

Ich wurde dann ausgequetscht, wie ich an das Fahrrad gekommen sei, wer der ursprüngliche Besitzer war usw (Japanischstunde live, sehr lehrreich). Leider konnte ich da nicht viel zu sagen, weil Fahrräder wie sonstige Haushaltsgegenstände zwischen den Ausländern, die nur kurz in Tokyo wohnen, recht häufig den Besitzer wechseln. Die Polizisten haben auf Grundlage meiner Aussage ein völlig wirres Organigramm a la "wer hat das Rad wem gegeben, wer kennt wen usw" verfasst. Weil die beiden Gesetzeshüter verständlicherweise mit diesem komplexen Tatbestand völlig überfordert waren, haben sie noch zwei Kollegen zur Hilfe angefordert, die prompt mit Blaulicht (das in Japan rot ist) herbeieilten um eine SOKO zu gründen, in deren Mittelpunkt ich arme Langnase sass (und vergeblich versucht habe, das laute Klickgeräusch meiner Handykamera abzuschalten um die Situation in Fotos festzuhalten).
Es wurde wild diskutiert, das Corpus Delikti von allen Seiten inspiziert, tausendmal telefoniert und in Handbüchern nachgeschlagen, in denen SICHER zu lesen ist, was in solchen Fällen zu tun ist. Mir wurde dann der Hörer in die Hand gedrückt und vom Hauptpräsidium aus auf Englisch erklärt, ich müsse mit auf die nächste Wache fahren, dort das Rad in Gewahrsam geben und dies gegen zu zeichnen.

Da ich nichts besseres zu tun hatte und diese Story nur halb so interessant wäre, wenn ich nicht im Polizeiauto gesessen hätte, nahm ich auf dem Rücksitz platz und liess mich zur Hauptwache in Hongo chauffieren (mit dem Fahrrad durfte übrigens der dienstjüngste Polizist hinterherfahren - mann, da musste ich mir so verkneifen brüllend loszulachen...). Dort angekommen scharten sich weitere Ordnungshüter um den Auserirdischen, den die Kollegen aus dem Koban aufgegegabelt haben und jeder hatte etwas schlaues zu sagen (auf Japanisch). Ich habe ein kühles Getränk bekommen und musste in ein Formular schreiben, dass ich damit einverstanden bin, dass das Fahrrad konfiziert wird um es dem ursprünglichen Eigentümer zurückzugeben. Das ganze habe ich dann mit meinem Fingerabdruck besiegelt, es wurden Kopien von meiner Alien Registration Card und meinem Uniausweis gemacht und ich durfte um kurz vor 12 die Wache in Begleitung der Polizisten verlassen, die mich dann heim gefahren und bis zur Wohnungstür begleitet haben, um zu sehen, dass ich da auch wirklich wohne (der eine Polizist meinte beeindruckt, dass es ja ein tolles Haus sei und wieviel Miete ich denn zahlen würde...).
Ich habe mich übrigens japan-untypisch NICHT bedankt dafür, dass man mich heimgebracht hat...

Zur Zeit kläre ich mit Welles Hilfe die interessante Vorgeschichte des Rades, weil ich am Sonntag nochmal Termin auf dem Präsidium habe (ein Grund mal meinen besten Anzug anzuziehen). Heute abend werde ich durch Tokyo ziehen (zu Fuss) und Sudokuheftchen an die gelangweilten Polizisten in den Kobanhäuschen verteilen. Vielleicht werde ich auch fremder Leute Räder mit Billigfahrradschlössern aus dem 100 Yen laden abschliessen, mal sehen...

PS: Bitte drückt mir die Daumen, dass die japanischen Gefängnisse besser sind als die türkischen und wäre nett, wenn jemand schon mal Frank-Walter Steinmeier anrufen könnte.

Mittwoch, 27. Juni 2007

Kenny - Mittagessen

Ich habs getan, ich habe den Extremgrinser angesprochen.

Es laufen ja nicht viele Ausländer ("Gaijins") durch Tokyo und bis jetzt habe ich erst wenig Gelegenheit gehabt, ausser Welle noch andere Langnasen kennen zu lernen, da ich soviel arbeite und das mit ausschliesslich Japanern zusammen. In der Ausländerbehörde bin ich vor einigen Wochen einem langnäsigen Extremgrinser begegnet. Der hatte eine Mimik, die ihn extremgrinsmässig in der gleichen Liga wie Matthias O. spielen lässt.

Hab ihn dann zufälligerweise noch ein paar mal im Supermarkt um die Ecke grinsen sehen und gestern abend habe ich ihn beim Einkaufen mal angesprochen und gefragt ob er auch neu in Tokyo sei. Er hat mich wiedererkannt und war sehr erfreut über meine Kontaktaufnahme. Er grinste, dass er zwar auch erst seit April in Tokyo grinst, dass er aber schon insgesamt seit drei Jahren in Japan grinst. Er ist Amerikaner (Ohhhh yeeeeeeees, reaaaaaly aaaaawesome!!!) und grinst hier als Englischlehrer. Sein Name ist Kenny.
Genau, das ist der aus Sothpark, der immer sterben muss. (s. Bild unten auf http://www.kathrinhumme.de/Kathrin.htm und unbedingt diese Seite lesen und totgrinsen!). Wir werden dann demnächst mal ein Bier trinken gehen *g* ...

Da das Essen beim Wechsel in ein neues Land ja ein immer gern diskutiertes Thema ist, möchte ich hier mal mein heutiges Mittagessen aus dem Convenience Store abbilden. Beim Klick auf das Bild werden die Komponenten des Festmahls ausführlichst erklärt.



Apropos Japaner, gesunde Ernährung und meine Diätvorhaben: http://www.n-tv.de/815860.html

Dienstag, 26. Juni 2007

Kurz notiert

Ein kurzer Abriss über die Ereignisse der letzten Tage:

Ich habe endlich ein Super-Handy!
Und zwar ein ganz dolles auf dem Windows läuft (natürlich auf japanisch), mit kompletter Tastatur zum emails (und Blog) schreiben, zum Surfen, zum Stadtplan abrufen (ich weiss nur noch nicht wie, s.u.), mit Touchscreen zur Eingabe von Kanjis und Übersetzung in/aus Deutsch und Englisch, mit Kamera und Mediaplayer, Office und PDF Viewer, mit...mit...mit...
Hey, vielleicht kann man damit sogar telefonieren!?!
Der Weg zum Mobilfunkvertrag hat mich aber am Samstag so viel Nerven und Zeit (ca 4h im Elektronikkaufhaus) gekostet, dass es mir jetzt zu mühsam ist, dass nochmal Revue passieren zu lassen. Ich hatte Sonntag Muskelkater vom "mit Händen und Füßen" verhandeln, bis das endlich geregelt war. Ich bin mal auf meine erste Monatsrechnung gespannt...

Ich habe ein Damenfahrad (mit Korb, vorne)!
In einer Nacht und Nebel Aktion habe ich mir mit Welles Hilfe gestern abend in einer dunklen Gasse nähe Otsuka ein blaues Damenrad (mit Korb, vorne) besorgt. Welle hatte von einem anonymen Informanten einen Schlüssel zu einem ihr unbekannten Damenrad (mit Korb, vorne)zugesteckt worden und es wurden ihr die nötigen Zielkoordinaten per Satellit übermittelt (Dank dem edlen Spender!). Nach Kontaktaufnahme mit mir und konspirativem Treffen im Starbucks Otsuka fand dann die Schlüsselübergabe und die Suche nach dem zugehörigen Damenrad (mit Korb, vorne) nach dem Aschenputtelprinzip in der wohl verruchtesten Wohngegend Tokyos statt. Unter größter Angst, von der in dieser Gegend herrschenden Yakuza entdeckt zu werden, probierten wir den Schlüssel in völliger Dunkelheit and verschiedenen Rädern durch bis ein deutlich vernehmbares "KLACK" das besagte blaue Damenrad (mit Korb, vorne) freigab. Der nächste Schritt der Operation führte uns in einen 99 Yen Laden wo ich eine Fahrradpumpe erwarb um das Damenrad (mit Korb, vorne) zu einem unaufhaltsamen Geschoss zu tunen. Den Erfolg der Mission haben wir anschliessend in einer spanischen Bar mit Bier und Sangria begossen. Möglichst unauffällig haben sich danach unsere Wege wieder in entgegengesetzte Richtungen getrennt.
Danke übrigens, Agent Welle, dass Du mich exakt in die falsche Richtung geschickt hast: Nach einiger Irrfahrt durch das nächtliche Tokyo mit meinem neuen Damenrad (mit Korb, vorne) auf engen Bürgersteigen habe ich dann inkognito an einem Koban (Polizeihäuschen) um Hilfe gebeten. Der freundliche Polizist, der anscheinend selber nicht genau wusste, wo er sich befand, weil er die Karte unentwegt in alle Himmelsrichtungen gedreht hat, war so um mich besorgt, dass er mir am liebsten einen Rettungshubschrauber angefordert hätte. Ich konnte mich dann aber doch noch seiner väterlichen Obhut entziehen und auf meinem neuen Damenrad (mit Korb, vorne) den Heimweg antreten, natürlich wieder vorbei an der spanischen Bar und am Starbucks Otsuka bis ich nach langer Fahrt endlich in eine mir bekannte Gegend vorgedrungen bin um schliesslich gegen 23 Uhr vom regen völig durchnässt im Labor anzukommen wo ich dann noch brav den Kryostaten meiner Reaktion abgeschaltet habe.

Ich habe mich für eine Japanischlehrerin entschieden!
Nach dem ich je eine "Probestunde" mit zwei Japanischlehrerinnen hatte, habe ich mich jetzt entschieden. Und zwar gegen die ältere Dame: Deren Vorteil wäre gewesen, dass der Unterricht im 33 Stock ihres 50 stöckigen Wohnhauses stattgefunden hätte - mit einem atemberaubenden Blick über Tokyo und die Bay Area (dagegen kann ich mit meinen 12 Stockwerken echt einpacken..), der Nachteil war aber, dass die Probestunde so was von "Kaffeerunde im Poloclub" hatte und mir das alles etwas zu unlocker war. Vielleicht lags auch an der dezenten Berieselung durch schnulzige Beatles-Instrumentalremakes und der Biedermeier Einrichtung...

Ich habe mich also für die jüngere Lehrerin entschieden. Deren Nachteil: Sie scheint total durchgeknallt zu sein. Ihr Vorteil: Sie scheint total durchgeknallt zu sein.
Beim ersten Treffen sah sie aus wie ne Mischung aus Blairwitch und Animal-Peace Aktivistin mit explodierter Frisur und Antiglobalisierungsfummel.
Ihren Unterricht fand ich aber ganz gut und morgen werde ich dann endlich zur nächsten Stunde antreten. Und bis dahin sollte ich nochmal ein bisschen was lernen, darum reichts jetzt mal mit dem Bloggen für heute. Ich hab ja auch noch andere Sachen zu tun! (zB muss ich unbedingt alle möglichen Programme auf meinem Handy installieren und rausfinden, ob man damit auch telefonieren kann)

Donnerstag, 21. Juni 2007

Juhu, Post für mich!

Vorgestern habe ich ne Menge Post bekommen. Zunächst einige Briefe komplett auf japanisch. Ganz toll, wenn man nicht weiss, ob der Brief nur Werbung ist, was Wichtiges von der Bank, ne Rechnung, ein Lottogewinn oder ein Haftbefehl.
Ich muss mir das dann immer von meinen Kollegen übersetzen lassen, da fühlt man sich echt wie ein Analphabet (oder Analfabet? korrigiere: An-Kanji-bet).
Einer der Briefe besagt wohl, dass meine Bank mir nicht genügend traut um mir eine Kreditkarte auszustellen (Welle, du hattest Recht...) und man bietet mir stattdessen eine einfache Bankcard an. Da werde ich protestieren gehen: ICH BESTEHE AUF MEINER BESTELLTEN HELLO KITTY KREDITKARTE!
Ausser den Briefen habe ich endlich die beiden Pakete aus Deutschland bekommen, die mir meine Katze hinterhergeschickt hat. Ich durfte ja auf meinem 3500 Euro teuren Oneway-Direktflug (den übrigens der japanische Steuerzahler finanziert hat) nur 20 kg Gewicht mitnehmen. Super Service. Vor meiner Ausreise habe ich dann - wie üblich - in größtem Chaos und kürzester Zeit noch irgendwelchen Kram in zwei Kisten zum Nachsenden gestopft.
Und gestern kamen die Überraschungskisten endlich an (ich hatte keine Ahnung mehr was drin war).
Erstmal lachte mich eine debile Blondine vom Titelbild der "IN" (Das Starmagazin) an, Danke Katze (oder Melli?) für dieses wichtige Werk deutscher Gegenwartskultur. Titelstory: "Sarah Connor und Marc Terenzi: Wir wollen ein drittes Kind" (ausserdem: Arni im Urlaub, Charlize Theron beim Einkaufen und diverse Promis auf dem Klo...). Der restliche Inhalt der Kisten bestand aus wichtigen Büchern, die ich in den letzten Jahren nie gelesen hatte und die ich jetzt BESTIMMT lesen werde, ausserdem Fachbücher, die hier bei meinem Chef auch im Regal stehen. Das wichtigste Werk unter den enthaltenen Schriftstücken (ausser der "IN" natürlich; wusstet ihr, dass viele Promis beim Bad Hair Day auf Haarreifen schwören?) war sicher mein Erstsemestervorlesungsskript Anorganische Chemie (Wadepohl) das ich BESTIMMT täglich brauchen werde (na ja wer weiss, ich bin ja schliesslich in der AC gelandet). Ausserdem waren noch einige liebgewordene Kleidungsstücke in den Kisten, zB meine Skisocken, die ich heute gleich mal angezogen hab, weil es hier heute nur 55 °C im Schatten sind (wusstet ihr, dass Mark Madlock von seinem
(Noch-)Ehemann geschlagen wurde?).
Ich hätte mir vielleicht besser zwei Kisten Augustiner Hell nachschicken sollen (wusstet ihr, dass Posh Spice am 2. April um 12 Uhr, um 14 Uhr und um 16 Uhr Rotwein getrunken hat?)

so, jetzt aber genug, muss mich weiter um die Auswahl meines Mobiltelefons kümmern.

Montag, 18. Juni 2007

Kleiner Japanischkurs

Am Wochende habe ich mich etwas mit einer vorzüglichen - wenn auch äusserst fäkalsprachlichen - Webseite beschäftigt, die beim Lernen der Kanjis (das sind die mehreren tausend aus dem chines. übernommenen, komplizierten Schriftzeichen) durch ein ausgeklügeltes System von Merkhilfen (zB "looks like George Michael's moustache" oder "Kate Moss likes CO-caine") helfen soll (http://www.hellodamage.com/kanjidicks/main.htm).

Der Methode liegt das System zu Grunde, die Zeichen in einer logischen Reihenfolge zu lernen, in der immer wiederkehrende Bestandteile der Zeichen durch Merksätze (kleine Geschichten) verknüpft sind und man so langsam von einfachen Zeichen zu immer komplexeren kommt, die aber bereits gelernte Elemente (sog. Radikale) enthalten und so recht einfach zu merken sein sollen.

Unter anderem lernt man das Schriftzeichen für Nonne:

Ziemlich ähnlich ist dann das nächste Schriftzeichen in der Reihe:

und das bedeutet Furz! Kein Witz, das heisst wirklich Furz (auch Magenwind, Blähungen, Flatulenz)!

der Kommentar auf der Webseite ist:
"Try showing nun and fart to your japanese friends and watch them try to explain why."

Und das habe ich dann eben mit meinem Kollegen Yoshi versucht...

Dummerweise kannte der das Schriftzeichen nicht! Aber in dem Moment kam unsere Sekretärin ins Labor und brachte mir einen Brief und Yoshi (der ja noch garnicht wusste um was es sich bei dem Kanji handelt) fragte sie, ob sie wisse was das heisst. Und man hat sofort gemerkt, dass sie es kannte. Sie hat dann etwas auf japanisch rumgedruckst und auf nochmalige Nachfrage von ihm hat sie es ihm wohl gesagt und so für eine lange Verlegenheitspause und einen verwirrten Gesichtsausdruck gesorgt. Ich würde mich nicht wundern, wenn mein Chef mich morgen fragt, ob es meinem Magen wieder besser geht...

Ausgerechnet bei der Sekretärin bin ich bereits in einen Fettnapf getreten, als mein Chef mir bei meinem Willkommenskaffeeklatsch mitteilte, dass sie vor kurzem geheiratet habe und ich ihr darauf hin aus voller Brust in meinem Behelfsjapanisch quer durch den Raum zugerufen habe:
"Ahh, kekkon o shimashta!" ("Ahh, Sie haben geheiratet")

jedenfalls wollte ich das sagen, was ich aber gesagt habe war:
"Ahh, kenka o shimashta!" ("Ahh, sie haben sich gestritten")

Das fanden selbst die Japaner so lustig, dass sie sich laut prustend gekrümmt haben vor lachen und mein Chef mir kräftig auf die Schultern gehauen hat.

Ich weiss nicht, ob sie das so lustig fand...

Sonntag, 17. Juni 2007

Kommentare jetzt auch ohne Anmeldung

Liebe Leserinnen und Leser,

in eigener Sache möchte Tokyowurst daraufhinweisen, dass das Kommentieren der Einträge aufgrund mehrfacher Anfrage nun auch ohne Anmeldung ermöglicht wurde.

Ihr Tokyowurst Serviceteam,
Abteilung Kundenbetreuung und Abonnements

Nutella

Auf der Suche nach mir bekannten Lebensmitteln war ich Freitag abend in einem internationalen Supermarkt, in dem Waren aus der ganzen Welt erhältlich sind. Hier wird der US-Amerikaner (Marshmallows), der Mexikaner (Guacamole), der Franzose (Gänseleber) und der Australier (Vegemite) glücklich wie der Deutsche (Kinderkatjes). Und hier ist - für Japan sehr untypisch - die Langnase in der Überzahl und der Japaner fällt auf. An der Kasse nicken sich die norwegische Brokerin und der argentinische Tanzlehrer wohlwollend zu und alle sind glücklich ihre hart verdienten Yen in Unsummen gegen die Waren des Delikatessenhändlers einzutauschen. Ich auch. Man schwebt so auf einer Welle des Luxus: "Nutella, davon gönn ich mir jetzt mal zwei Gläser, dazu Camembert, Salami, Müsli, Maultaschen und Dijonsenf usw". Hat mich ein Vermögen gekostet.
Heute morgen (ja, Sonntag) war ich dann mal nicht im (sehr japanischen) Supermarkt direkt um die Ecke einkaufen sondern in einem anderen Supermarkt 20 m weiter, der anscheinend viel globalisierungsfreundlicher ist. Und was finde ich dort in den Regalen: fast alles, was ich im Luxusdelikatessenladen gekauft habe, gibt es hier auch (ausser Lakritze), zwar in etwas beschränkterer Auswahl, aber wer die Wahl hat, hat ja bekanntlich die Qual.
Und da ich den vergoldeten Kassenzettel meines Besuches im "Eine Welt Laden" noch in der Tasche hatte, konnte ich erwartungsgemäss feststellen, dass hier im 0815 Supermarkt die ganzen Sachen viel billiger sind. Gut zu wissen aber schade um das kolonialherrische Einkaufsgefühl unter gleichgesinnten Langnasen im englisch-etikettierten Luxusladen.
An die Münchner: Geht einmal die Woche ausgiebig im Dallmayr kaufen, dann wisst ihr was ich meine!

Freitag, 15. Juni 2007

manchmal übertreiben sie`s aber wirklich...

wir hatten gestern abend ab Uhr dreieinhalb Stunden Literaturseminar (auf japanisch versteht sich). Und wieviele Papers wurden in dieser Zeit vorgestellt: 3!

Und zwar haben die Vortragenden die teilweise recht langen Papers komplett inkl. Fussnoten auf japanisch übersetzt (jetzt weiss ich auch, warum die Doktoranden hier die letzte Woche so angestrengt an ihren Laptops gearbeitet haben). Übrigens super für mich - mir hat man auch die jap. Übersetzung in die Hand gedrückt und nicht das engl. Original...

Dann wurde alles von vorne bis hinten vorgelesen - und wie es der menschlichen Natur (und besonders der japanischen) entspricht sind nach den ersten zwei Sätzen die anwesenden Undergraduates und Master Studenten tief eingeschlafen. In Japan ist es übrigens trotz aller Höflichkeit kein Problem in einem kleinen Seminarraum (in Hufeisenform sitzend) auf dem Tisch einzuschlafen, wenn der Prof einem gegenüber sitzt. Das ist in Deutschland dann doch etwas anders, aber wir Deutschen versuchen auch meist nicht mit solchen Veranstaltungen den Effekt von Valium gezielt zu imitieren.

Kollegin Ai hat sich beim pennen wenigstens geschickterweise hinter ihrer fetten Luis Vuitton Tasche versteckt. Ich bin übrigens nicht eingeschlafen, sondern habe mich über die schlafenden Kollegen amüsiert und aufmerksam die vorgestellten Papers studiert (ich konnte ja nur die Abbildungen erkennen, aber das hat meist gereicht. Im Klartext: das ganze Gelaber drum rum kann man sich sparen).

Und es wurde wirklich alles vorgelesen und jede Abbildung bis ins kleinste diskutiert. Ich bin mir noch nicht so sicher, ob ich mich jetzt darüber aufregen soll, dass man das Prinzip des Herausfilterns wichtiger Informationen nicht verstanden hat oder ob ich mich freuen soll, dass hier endlich auch mal in die Details eingetaucht wird und nicht das Prinzip "Wie mach ich andere glauben, dass ich der geilste Retter der Welt bin" praktiziert wird!

Übrigens ist mir klar geworden, dass man etwas aufpassen sollte, was man in die Tiefen seiner Papers schreibt, weil es Leute gibt, die das wirklich lesen!

Heute ab 5 findet das gleiche nochmal statt, aber da hab ich Japanischkurs...:-)

So, und weil ich denke, das an dieser Stelle nochmal ein paar Bilder zur Auflockerung beitragen, bin ich jetzt mal mit der Kamera durchs Labor gelaufen.


Name schon wieder vergessen.


Das ist Ai. Das mit dem Victoryzeichen auf Fotos ist bei Japaners übrigens angeboren, da kann man nix machen.

Hinten Yusuke, einer der Seniordoktoranden, davor der Platz von Motoo und mir. Wir sind eingekeilt von dieser riesigen, blauen Bench, auf der eine Ultrazentrifuge steht, die keiner benutzt.

Mittwoch, 13. Juni 2007

Sagt der eine Japaner zum anderen:

Was sieht noch bescheuerter aus, als ein verschwitzter Ausländer, der quer durch Tokyo läuft?

Ein verschwitzter Ausländer, der mit nem Staubsauger und nem Wischmopp quer durch Tokyo läuft!

Dienstag, 12. Juni 2007

warum noch nach Hause gehen?

im Uni Shop neben dem Chemiegebaüde gibts einfach alles: angefangen bei tausenden Sorten verschiedenster Getränke und Snacks (ausser Currywurstpommesmajo) über Schreibwaren, Unterhosen, Drogerieartikel, Lederwaren, Haribo, Nähzeug, Klamotten mit Unilogo und Aktentaschen bis zu Staubsaugern, Stereoanlagen, Camcordern und Fernsehern.
Vielleicht sollte ich mein teures Luxusappartment aufgeben und mich die nächsten zwei Jahre in meinem 5 Quadratzentimeter Arbeitsplatz zwischen dem zu niedrigen Schreibtisch und der riesigen Ultrazentrifuge hinter mir, die wie ich hörte noch nie jemand genutz hat und die deswegen mit Plastikplane abgedeckt ist, einkeilen und mich nur von den Gaben des Uni Convenience Shops ernähren.
Apropos Ernährung. Gestern abend habe ich mir mal was richtig deutsches zu Essen gemacht: Pizzatoast! (naja, nicht wirklich deutsch, aber europäisch und das ist für den Japaner eh das gleiche). Ich habe ja nur ein Minigasöfchen zum überbacken, das in der traditionell jap. Küche zum Braten von Fisch verwendet wird und in das keine ganze Pizza passen würde. Aber zwei Scheiben Toast passen prima hintereinander rein. Habe dann beim Vorbräunen derselbigen erstmal einen Großbrand erzeugt, weil ich das Gas doch ein wenig hoch gedreht hatte und dann zwei schwarze, brennende Toastlaternen aus dem Ofen gezogen habe. Mit etwas Feingefühl hat es dann aber funktioniert.
Also wieder etwas für die Liste "kompatibel mit dem deutschen Gaumen". Was übrigens nicht auf dieser Liste auftauchen wird, sind die unter Japanern sehr beliebten Snacks aus getrocknetem Tintenfisch. Die haben sie mir letztens bei der Party mitgebracht. Das Zeug erinnerte mich stark an Gunther von Hagens Körperwelten Plastinate. Zunächst schmecken diese fahl grau-braunen, faserigen Streifen getrockneten Fleisches nur salzig (Denk an die Elektrolyte, Herr Lehmann!), nach dreimaligem Kauen entwickelt sich aber ein Aroma, dass in etwa nach der abgestandenen Brühe eines sommerlichen Fischereihafens schmeckt (Denk an die Erfahrung, ein unter Druck stehendes N-Methylpyrrolidinfass zu öffnen, Herr Heckmann!).
So, muss jetzt mal auf die Stadtverwaltung um meine Alien Registration Card abzuholen, damit ich das finale Dokument der bürokratisch voneinander abhängigen Papiere beantragen kann: Meinen Videotheksausweis.

Montag, 11. Juni 2007

Neue Waschmaschine

Am Sonntag war ich in einem klassischen Konzert, zu dem meine Kollegin Kuri-chan eingeladen hat, die im Orchester Klarinette spielt. Ich war sehr begeistert, mein Kompliment Kuri-chan! Das Konzert begann um 14 Uhr, einige Kollegen wollten sich mit mir aber schon um 11 Uhr treffen, um vorher Essen zu gehen. Auf meinen Einwand, dass 11 doch ein bisschen früh sei, wurde nicht eingegangen. Die Folge war natürlich, dass wir über eine Stunde zu früh dran waren und uns die Beine in den Bauch gewartet haben... Zum besagten Mittagessen führte man mich in ein Ramen-lokal, das wohl als Geheimtipp in einer Zeitschrift beschrieben wurde. Wie die meisten jap. Nudelsuppenküchen war es ein super kleiner Schuppen, der in Deutschland grade mal als Pommesbude durchgehen würde. Der besondere Kick der Spezialität des Hauses, von der meine Kollegen nur so schwärmten, blieb mir allerdings ein Rätsel (Ein vergleichbares Gericht in der Uni-Mensa hat mir jedenfalls besser gemundet) . Mir fehlt wohl noch die Erfahrung, die verschiedenen Nuancen der Ramen-Küche auseinander zu halten.

Seid gestern habe ich endlich eine Waschmaschine!

Sie wurde mir Sonntag abend geliefert (das nenn ich Service!) und ich war natürlich zu geizig, auch den Installationsservice in Anspruch zu nehmen. Da stand ich dann Sonntag abend mit meiner Waschamschine, deren Anschlüsse mir ebenso kryptisch vorkamen wie die komplett jap. Bedienungsanleitung. Fahrlässigerweise habe ich mich dann selber ans Werk gemacht, um Zu- und Ablauf anzuschliessen (ich bin ja gut versichert) und ich habe das auch hinbekommen, ohne die Wohnung zu fluten.

Das nächste Problem war, die Maschine zum Laufen zu bringen und endlich meinen Wäscheberg abzubauen.


Laut Bild war dazu folgendes von nöten:

1. Vergewissern, dass es sich bei dem gelieferten Gerät wirklich um eine Waschmaschine handelt (dagegen sprach ein seitlich eingehängtes Teil, das aussieht wie ein Mikrophon, hätte also auch ne Karaokebox sein können. Dieses Teil scheint aber ein Ansaugstutzen zu sein, um heisses Wasser aus einem Vorratsgefäss - zB dem Küchenwaschbecken - zu saugen, wenn man doch mal mit warmem Wasser waschen will).

2. Waschmittel: DAS WAR KOMPLIZIERT. Mit Händen und Füßen habe ich der netten Dame im Laden versucht zu erklären, was ich brauche und bin haarscharf daran vorbeigekommen, nur einen Weichspüler zu kaufen (Die Lösung dieses Problems bestand in der jap. Wortkombination: "Heute, neue Waschmaschine, bekommen, Hose, Hemd, Farbe, waschen, (auf verschiedene Packungen im Laden zeigend) nur das OK sein?".

3. Meinen Laptop nebst Kanji-Erkennungsprogramm. Dann habe ich fleissig die Schriftzeichen, die auf den Tasten der Waschmaschine stehen, auf den Bildschirm gemalt und mit reichlich Phantasie konnte ich die Funktionen einigermassen entschlüsseln (zB: "entwässern" = Schleudergang usw)

Resultat: Ich dufte!

Partyalarm

Meine Gäste am Freitag durften ersteinmal arbeiten:


Mein neues Sofa:



Die Party am Freitag endete ganz schön heftig... Als die Gäste meine heiligen Hallen endlich verlassen hatten, hatte das Land der aufgehenden Sonne seinem Namen schon alle Ehre gemacht:


Dementsprechend produktiv war auch mein Samstag. Ich wollte ja eigentlich pünktlich um 2 in der Deutschen Botschaft beim Sommerfest und Kickerturnier auftauchen, das ging aber garnicht und ich bin mit leichter Verspätung um 8 Uhr abends eingetrudelt. Da war natürlich das meiste schon vorbei. Ich habe noch mit ein paar Deutschen zusammen gesessen, war aber noch so verpeilt, dass mein Beitrag zur Geselligkeit wohl eher sehr dürftig war. Für das deutschen Bier, das ausgeschenkt wurde, konnte ich mich nicht begeistern und zu Essen gabs auch nix mehr... Nächster Versuch bei der Weihnachtsfeier...

Freitag, 8. Juni 2007

Genchi Genbutsu

Danke Stefan, das du mir heute aus dem fernen Deutschland eine japanische Weisheit beigebracht hast, die mir sicher auch hier im Labor helfen wird: "Genchi Genbutsu" (Wenn du ein Problem lösen willst, musst du dir die Ursache mit eigenen Augen ansehen).
Wofür Mitarbeiter Seminare bei Toyota so alles gut sein können (vielleicht kannst Du mich da auch mal anmelden).
So, ich muss mich jetzt mal um die Party kümmern, die heute in meinen 4 Wänden stattfinden wird. Ich glaube mein Vorhaben, jetzt noch in ner halben Stunde aus den kryptischen Zutaten eines japanischen Supermarktes ein Deutsches Festmahl zu kredenzen kann ich vergessen (obwohl, ich könnte mir diese lila Kartoffeln kaufen und ne Reibe im 100 Yen Shop und Eier mir unbekannter Vögel und nen Liter Öl und dann Reibekuchen machen. Gibts hier Apfelmuss? Vergessen wirs).
Gottseidank habe ich heute die Versicherung für meine Wohnung unterschrieben. Mein Kollege Tashiro hat sich ne halbe Stunde lang die Ausführungen der lustigen Versicherungsvertreterin angehört, die alle möglichen Unglücke, die meiner Wohnung im 12. Stock zustossen können (zB Hochwasser) mit ausladendem Armeschwenken bildlich versucht hat darzustellen. Er wollte mir das dann übersetzen, aber wir haben uns darauf geeinigt, dass er mich erst über den Inhalt der Police aufklärt, wenn wirklich was passiert ist.
..naja, und gleich ist dann die Party und mal sehen ob ich dann hoch genug versichert bin..

Donnerstag, 7. Juni 2007

We will make a party in your apartment

also ich dachte ja immer, die Japaner würden vor Höflichkeit nicht die Zähne auseinander bekommen (und bei manchen ist das auch so). Über meinen Schreibtischnachbar Motoo (Masterand) kann man das allerdings nicht sagen (und eigentlich ist das ja auch gut so!). Gestern hat er mich erstmal durch eine "Please cooperate" Aufforderung vom "Arbeiten" am Schreibtisch abgehalten und mich in den Laborputz eingeführt.
Meinen mir zugeteilten Teamkollegen in der Putzkolonne habe ich gleich zu meinem neuen, guten Freund erklärt. Wir haben viel gemeinsam und auch wenn ich hier im Labor noch keinen Kolben angefasst habe, haben wir gestern schon kräftig Hand in Hand gearbeitet. Mein neuer Freund heisst Kärcher 2501 und gehört der Gattung der Industriestaubsauger deutscher Fabrikation an. Wir reden viel miteinander und verstehen uns bestens.

Eben hat Motoo es dann geschafft mich für einen kurzen Moment der Sprache zu berauben. Er sagte: "Guido-san, I want to organize a party in your place this weekend. We want to make a japanese style party, everybody brings some food and drinks and you just have to provide your apartement. I think your apartment is best because it is close and you have a lot of space."

Ooooooookey... Man muss fairerweise sagen, dass er mich auch eingeladen hat.

Ich habe mich mit ihm dann auf Freitag geeinigt. Samstag oder Sonntag wäre ihm lieber gewesen... Er ist dann freudig durch die Labors gelaufen und hat Leute eingeladen. Mal sehen, wer so kommt und wie oft Motoo jetzt Partys in meinem Apartment plant. Dummerweise wird mein neuer Kühlschrank erst Sonntag geliefert, ich hoffe die Gäste werden mir das warme Bier verzeihen...

Apropos Kühlschrank: War eben mal wieder in Akihabara (unter Insidern wie mir auch kurz: Akiba) und habe mir endlich nen Kühlschrank und eine Waschmaschine gegönnt. Wobei ich geizigerweise zu einer hier üblichen Toploaderwaschmaschine gegriffen habe, die nur mit kaltem Wasser wäscht - Ich hoffe das war kein Fehler (aber irgendwann muss ich ja mal auf die Versprechungen der chem. Industrie vertrauen, die besagen dass moderne Waschmittel mit kaltem Wasser genauso sauber waschen wie mit heissem - Apropos: was heisst "modernes Waschmittel" auf japanisch...).

Und heute morgen sind auch meine IKEA Möbel gekommen. Bjursta und Lack habe ich schon alleine zusammen gebaut, für das Sofa Klippan brauche ich Hilfe. Nur gut, dass ich morgen abend Besuch bekomme...

Motoo-san nach dem letzten Zechgelage am Montag abend

Mittwoch, 6. Juni 2007

Petition

Ich fordere den sofortigen Verbot von:

1. Lauter Beschallung durch schnulzige Beatles-Instrumentalremakes in jedem Supermarkt und öffentlichen Bauwerk. Liebe Japaner, wenn ihr die Beatles so liebt dann spielt bitte das Original und lasst es krachen!

2. Fahrad fahren auf dem Bürgersteig. Leider sind die Radfahrer hier angehalten auf dem Bürgersteig zu fahren. Ich halte das für extrem gefährlich, zumal sie aus beiden Richtungen und abends meist ohne Licht im Affenzahn angerast kommen. Ich werde mir als Fussgänger wohl Schutzkleidung zulegen müssen oder als übergewichtiger Ausländer auf den Impulserhaltungssatz hoffen und mal die frontale Konfrontation wagen! (Wartet ab, bis ich mir ein Fahrrad und ein Schweissgerät zugelegt habe: A-Team lässt grüßen!)

3. Süsses, violettes Bohnenmus.

Dienstag, 5. Juni 2007

Karaoke

Strahlemann





Feiern können die Japaner, keine Frage!


Der gestrige Abend begann in einer Kneipe mit Essen und viel Bier und Sake. Das ganze ging erstmal von Punkt 19 Uhr bis Punkt 21 Uhr. Mir war anfangs nicht ganz klar warum alle so heiss darauf waren genau um 19 Uhr da zu sein und mir auch um 21 Uhr das Glas fast aus der Hand gerissen wurde um das Etablissement zu verlassen aber es war wohl ein All-you-can-Drink Angebot für 2 Stunden, das die Kollegen gebucht hatten. Und das haben auch die meisten von uns beim Wort genommen...


Um Punkt neun standen wir also wieder auf der Strasse, die bravere Fraktion trat leicht schwankend auf ihren Rädern den Heimweg an, die Härteres gewöhnten, zu denen ich mich wohl auch zählen darf, hatten weitere Pläne: Auf zum Karaoke (war das nicht sogar meine Idee? besser nicht mehr drüber nachdenken...).


Zu siebt haben wir uns in eine rote Kunstlederkabine um einen Tisch gequetscht und erstmal die dicken Kataloge mit den Songs gewälzt. Und tollerweise bedeutet Karaoke nicht nur das Singen schnulziger 70er Hits, die keiner mehr hören kann! OK, es gibt immer die unverbesserlichen "My Way" und "Yesterday" Sänger (wie ich das hasse...) und japanische Schnulzen gibt es auch genug aber zum Glück habe ich in Sachen Musikgeschmack in Erika (Japanerin, die heisst wirklich so!) eine Geleichgesinnte gefunden und wir haben Muse, Radiohead und System of a Down im Duett gesungen.


Unverbesserlicherweise sind wir danach noch in eine weitere Kneipe marschiert um noch einen Absacker zu trinken und weitere Perlen der japanischen Küche zu uns zu nehmen. (Ich glaube "einfach nur mal ein Bier trinken" ist hier nicht, man bestellt immer noch ein paar kleine Leckereien wie rohen Oktopus, Hühnchenfleischspiesse und diverses eingelegtes Zeug dazu, auch wenn man eigentlich schon satt ist. Das treibt den Preis dieser Gelage dann natürlich gleich in die Höhe)


Meinen obligatorischen Kater heile ich gerade übrigens mit dem Verzehr der restlichen "Katzenpfötchen", die meine Kollegen mir höflicherweise nach dem Kaffeeklatsch gestern wieder zurückkommen lassen haben...






Montag, 4. Juni 2007

Kötbullar

Akihabara


Puh, das war ein anstrengendes Wochenede! Trotz stärkster Erkältung hatte ich mir viel vorgenommen um meine leere Wohnung etwas wohnlicher zu machen. Im Elektronikparadies Akihabara habe ich mir erstmal den wichtigsten Einrichtungsgegenstand gekauft (Nein, Michi, keine Waschmaschine): eine kleine Stereoanlage, die auch als Lightshow durchgehen würde. Seit Sonntag bin ich eigentümer von Klippan, Bjursta, Lack und zwei Börje.


Genau.


Ich war im ungefähr größen Ikea, den es auf der Welt gibt. Da war die Hölle los - Alter Schwede!


Dort habe ich mir dann auch einen Teller Kötbullar mit Kartoffeln (ja, endlich Kartoffeln!) schmecken lassen (die für Japaner obligaorische Schüssel Reis habe ich stilgerecht weggelassen).


Mein Abendessen am Sonntag fällt eher unter die Kategorie "Wissen-was-man-nicht-nochmal-kaufen-sollte": Ich wollte sowas wie Schnitzelbrötchen realisieren, das was ich für Schnitzel gehalten habe waren aber panierte Frikadellen unterster Kategorie und die "Brötchen" waren pappsüsse Weichlinge, die mit dem für Ausländer ungeniessbaren violetten, süssen Bohnenmuss gefüllt waren. Na lecker.


Aber für dieses eklige Bohnenmuss habe ich mich eben schon an der japanischen Gesellschft gerächt: Meine Schwester hat mir mal erzählt, dass Japanern der Geschmack von Lakritze völlig suspekt ist. Ich habe den lieben Kollegen dann eben Katjes Katzenpfötchen serviert. Meine Schwester hatte recht ;-)


Und da das noch steigerungswürdig ist, werde ich demnächst in aufsteigender Reihenfolge mit Katjes Kinder, Salzige Heringe und Salmiakpastillen weiter quälen...

Freitag, 1. Juni 2007

Ich bin ein Supersportler

seit heute!
ich habe nämlich heute innerhalb einer halben Stunde die ganze Feldsportart "Softball" in Theorie und Praxis erlernt und danach an sofort an einem Match gegen ein verfeindetets labor teilgenommen (ich weiss aber nicht wer gewonnen hat, nach dem Spiel haben sich die Manschaften gegenüber in einer Reihe aufgestellt, artig verbeugt und sich höflich bedankt). Softball hat übrigens nichts damit zu tun, was man in deutschen Freibädern auf der Wiese spielt wenn das Schwimmbecken zu voll ist (also 2 Plastikschläger vom Aldi samt Schaumgummiball) sondern ist eine Form von Baseball, bei der man etwas größere und etwas (also nur etwas) weichere Bälle nimmt, die weniger weit fliegen um sich nicht gegenseitig zu erschießen und vor allem nicht die Fenster der der altehrwürdigen Todai Uni zu zerstören (der Sportplatz liegt nämlich mitten im Campus direkt gegenüber des Chemiegebäudes).
Ach übrigens, NEIN Eva, ich war nicht des Softball...
Und ich war auch garnicht so übel (man hat mir eine Position zugewiesen, wo eh nie ein Ball hinfliegt) obwohl ich mit einer schweren Erkältung zu kämpfen habe. Apropos Erkältung (jap.: "Kaze-o hikimashta" = "Wind hat gezogen"): wie isn das nu mit dem laut schneuzen? Also ich denke mir ja, wenn die beim Suppe Essen schlürfen dürfen, dass die Balken brechen, dann darf ich ja wohl auch schneuzen wenn mir die Nase läuft (was sie heute den ganzen Tag tut, vor mir steht eine Tüte voller - na ihr wisst schon... die jap. Tachentücher können übrigens garnichts! Denen fehlt eine "Garantiert durchnießsicher" Kampagne wie in der deutschen Werbung - vielleicht sollte ich doch in die Konsumgüterbranche wechseln).
Aber laut schneuzen soll ihr ja verpönt sein, hm, habe heute schon eine Kollegin leise schneuzend erwischt. Leise halt. Ansonsten - und das ist kein Klischee - setzen die sich einen Mundschutz auf, wenn sie erkältet sind (und da sammelt sich dann wohl die... na lecker).

Irgendwie wärs dich jetzt mal nett, das viele Palaver durch ein Bildchen aus dem japanischen Alltag aufzupeppen. Also ich will jetzt hier keine Bilder machen... die sitzen alle super konzentriert an ihren Macbooks (Freitag abend kurz nach 7, das nenn ich fleissig!) und arbeiten (oder schreiben Blogs über den komischen Bären, der sich in Ihrem Labor verlaufen hat). Wenn ich endlich mein keitai (=Handy) habe, dann kann ich unauffälliger Bilder machen. Obwohl... die jap. Handys machen beim Knipsen bestimmt einen Höllenlärm.
Apropos Handy (oh Gott, das kann jetzt lange dauern).
Also in Kürze: gestern im Elektronikparadies gewesen (Akihabara, der lauteste Ort der Welt), Handys angeschaut: KRASS. Mit superhochauflösenden Displays, tausend Funktionen, Fernsehempfang und der Möglichkeit zum Bargeldlosen Bezahlen (zB in verschiedenen Läden oder am Kaffeeautomaten). Ich interessiere mich ja für ein Modell mit einegbautem eng-jap. Wörterbuch, das kann aber nur Kanjis wiedergeben und das nützt mir herzlich wenig... mal sehen, muss ich mir doch nen extra Übersetzungscompuer kaufen, und einen von den schicken Organizern, und nen Plasmafernseher, und nen Aibo, und Mindstorms und...
GENUG.
Ich muss weg (nach Akihabara...)