Samstag, 4. August 2007

Freundlichkeit hat einen Namen

...sitzte grade mal wieder im Freshness Burger, geniesse einen grossen Milchkafee (zum Erstaunen der Japaner "hotto", da bei diesen Temperaturen sonst jeder seinen Kaffee "aisu" trinkt) und aus den Lautsprechern toenen - wer sonst - die Beatles (Laa laa laa lalalala lalalala - hey jude).
Ich finde es sehr interessant, das Verhaeltnis zwischen Kunden und Angestelletn zu beobachten. In Japan ist der Kunde noch Koenig und die Angestellten eines jeglichen Ladens oder Gastronomiebetriebes ueberwerfen sich in Hoeflichkeit und Praesenz fuer den Kunden (Oh, grade laeuft die deutsche Version von "I wanna hold your hand").
Fuer die, die das noch nie erlebt haben versuche ich das mal zu beschreiben: Allgemein wird man in jedem Laden dauernd laute Ausrufe von "Irashaimaseeeeeee" (in etwa "Herzlich willkommen") hoeren. Und wenn ein Mitarbeiter das ruft, stimmen alle anderen - vom Koch bis zur Putzfrau - laut mit ein, hoert sich an wie ein belebter Froschteich im Sommer wo auch immer mal wieder Ruhe einkehrt bis ein Frosch wieder anfaengt zu quaken und alle stimmen ein.
In einigen Lokalen - zB bei Subway ist den Verkaeufern anscheinend vorgeschrieben ein so extremes Eiskunstlaeuferlaecheln aufzusetzen, dass sie abends sicher ne Gesichtsmassage brauchen. Das muss ich mal fotographieren oder filmen, das ist echt der Brueller.
Gute Stimmbaender brauchen uebrigens die Aufzuggirls in einigen Kaufhausern. Sie muessen unentwegt reden: die neuzugestiegenen begruessen, fragen wo sie hinmuessen, dann verabschieden, natuerlich bedanken, stockwerk ansagen, pausen im informationfluss mit unnueten floskeln fuellen, puh!
Da haben die netten Damen in meist pinken Miniroecken, die im Kaufhaus die Sonderangebote bewerben es schon besser: die koennen wenigsten ein Megafon benutzen um den vorbeilaufenden Kunden die kleinen Preise direkt ins Ohr zu bruellen. Habe ich schon erzaehlt, dass im Supermarkt bei mir um die Ecke ueberall kleine Kasettenrekorder in den Regalen stehen, aus denen es unentwegt in voller Lautstaerke Angebote und "Irashaimaseeee" Rufe kraechzt (was die Mitarbeiter natuerlich nicht daran hindert das alles lautstark zu wiederholen. Habe mir mal ueberlegt was passiert wenn ich heimlich versuche die Kasetten aus den ganzen Geraeten zu klauen, aber das waere wohl eine kapitale Straftat...
Frage mich uebrigens was die jungen Japaner von dieser ganzen Hoeflichkeit der Angestellten halten. Grade die jungen Leute (vor allem Frauen) reagieren meist ohne jegliche Gefuehlsregung und ohne ein Wort zu sagen - noch nicht mal ein kurzes Danke - auf die Verkaeufer. Ich weiss nicht ob das Arroganz, Genervtheit oder pure Schuechternheit ist.
Ich beobachte das sehr oft und finde es ganz schoen befremdlich. Mir haben Burger und Kaffee jedenfalls hervorragend gemundet, vielen Dank, es war mir ein Vergnuegen, ich wuensche ein schoenes Wochenende, noch viel Erfolg bei der Arbeit und schoene Gruesse an die Familie! (oder auf rheinlaendisch: "Schoewarschoen")

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Hieß das nich EiskunFtläuferlächeln?????

Gibt es Studien darüber, wie es den auf der Arbeit zur Stinkfreundlichkeit verdonnerten Leuten, nach Feierabend bzw. nach Ihrem kompletten Arbeitsleben geht?

Die, die nicht glaubt, das übertriebene Freundlichkeit der menschlichen Natur entspricht und es daher wohl nicht lange in Japan aushalten würde.... :-).

Tokyowurst hat gesagt…

habe bewusst auf den - wenn auch brillianten und extrem insiderischen - stilistischen kniff verzichtet aus "eiskunstläuferin" "eiskunftläuferin" zu machen um den text nicht zu ueberladen :-) habe beim schreiben aber selbstverständlich an dich gedacht...
du könntest hier ja mal versuchen freiberuflich seminare in bayerischem wirtshauskellnerinnen charme und mvg-angestellten gegrantel geben

Anonym hat gesagt…

Vielleicht, wäre das wirklich noch die Marktlücke für mich, wenn der ganze andere Kram schief geht!

Es ist immer gut Perspektiven zu haben, die der eigenen Persönlichkeit entsprechen :-).