Donnerstag, 30. August 2007
Warum ich hoffentlich die Scheidung eines japanischen Ehepaars verhindern kann
Ich bin zwar in der Arbeitsgruppe allein unter Japanern, die Kollegen haben aber nur ihre Forschung (oder was auch immer) im Kopf und arbeiten fleissig und still bis tief in die Nacht. Da bleibt meist wenig Gelegenheit um mit mir Japanisch zu üben. Da es aber für mich gerade extrem wichtig ist die neue Grammatik, die ich wöchentlich von meiner Lehrerin eingetrichtert bekomme, zu trainieren, habe ich mich bei einem Kontaktprogramm des International Office der Universität angemeldet. Dort wurde mir heute ein japanischer Freiwilliger zugeteilt, den ich von nun an ein paar mal im Monat zutexten kann.
Und der Gute ist 67 Jahre alt und nimmt auch zum ersten Mal an diesem Programm teil. Wir wurden zuerst von einem Mitarbeiter des Programms einander vorgestellt und hatten dann Zeit uns alleine zu unterhalten und Termine für weitere Treffen auszumachen. Ganz Japan-untypisch ist die ganze Geschichte sehr unkompliziert und regelfrei. Nach der Vermittlung kann man dann einfach selber ausmachen, wann, wo und warum man sich trifft. Ob zum Japanisch üben, Teezeremonie lernen, Papiervögel falten, den Spass von gemeinsamen Behördengängen zelebrieren oder um sich mit Sake abzuschiessen.
Mein japanischer Gesprächspartner war hoch erfreut mich kennenzulernen und strahlte wie ein Honigkuchenpferd über beide Backen. Ich fand Opa Honigkuchenpferd (HKP) auch gleich sympathisch und wir haben uns sehr gut verstanden. Auf die Frage warum er sich denn für dieses Programm gemeldet habe, meinte er, er sei kürzlich in den Ruhestand getreten, und suche jetzt ein Hobby.
AHA. Ich bin also Opa HKPs neues Hobby!
Und da ich in Deutschland ein fleissiger Fernsehreportagenkonsument war (meine Favoriten auf Kabel 1 & Co: "Wie macht man Blutwurst?" und "Leben auf dem Flugzeugträger"...:-) habe ich gleich durchschaut warum er unbedingt ein neues Hobby braucht.
Siehe hier: http://www.n-tv.de/764982.html
Der männliche, japanische Rentner ist im Regelfall eine routinierte Arbeitsmaschine mit festem Zeitplan, der von Familienleben keine Ahnung mehr hat (kleine Anmerkung: letzte email meines Chefs an mich: heute frueh, 2:28 Uhr) und ein riesiges Problem darstellt, wenn er von heute auf morgen Rentner ist und seiner Frau zu Hause auf den Wecker fällt. Die Herren der Schöpfung in diesem Zustand werden auch "Sodaigomi" ("Sperrmüll") oder "nure ochiba" ("nasse Blätter", die lästig am Besen kleben) genannt. Und nachdem kürzlich Gesetz wurde, dass die Frau im Scheidungsfall Anspruch auf 50 % der Rente des Mannes hat, ratet mal was passiert ist...
Und so war es vielleicht die Frau von Opa HKP, die ihn zu einem neuen Hobby überredet hat ("Kauf dir doch ein antikes Motorrad, oder einen Hund, oder züchte Amazonasfrösche - oder besorg dir doch nen Ausländer!").
Naja, ich will aber jetzt nicht abfälliges über Opa HKP mutmassen, ich fand ihn schliesslich sehr nett. Was dann passierte war sehr lustig:
Nachdem wir und gegenseitig vorgestellt und unsere Grunddaten ausgetauscht hatten, und ich grade für eine Sekunde dachte:"Na doll, und nu? Über was soll ich mich jetzt noch ne weitere Stunde mit Opa HKP unterhalten?" klingelte mein Handy und ich wurde von einem japanischen Redeschwall erschlagen. Nach kurzem, äusserst erfolglosem Versuch das Gespräch selbst zu meistern habe ich dann einfach Opa HKP meine Handy in die Hand gedrückt und ihn mal machen lassen.
Was soll ich sagen!?! Ich glaube ich hab nen prima Sekretär gefunden! Vielleicht kann ich ihn auch im Labor beschäftigen, wenn ihm zu Hause langweilig ist. Er kann dann statt meiner die ganzen unnützen Listen und Tabellen ausfüllen, nach denen die Japaner so süchtig sind!
Angerufen hatte übrigens mein Internetprovider, der hoffentlich in Kürze endlich mein DSL zu Hause installiert und der sich nach dem "Namen" meines Appartementhauses erkundigen wollte.
Opa HKP hat alles geregelt.
Prima, wenn wir uns dann in Zukunft noch auf einen gemütlicheren Treffpunkt als den sterilen Raum im Unigebäude einigen - ich denke da an eine typisch japanische Kneipe - oder er mich auch mal zu sich nach Hause einlädt, wird das sicher witzig.
Dass nur die Katze nicht eifersüchtig wird, wenn ich mit Opa HKP allabendlich um die Blocks ziehe.
Apropos Katze: Dein Paket ist angekommen! Ich finde super, dass du dein Dirndl eingepackt hast und garantiere dir, dass du damit in der U-Bahn nicht grossartig auffallen wirst, so krass wie die Teens hier rumlaufen.
Ach wenn doch schon nächste Woche Sonntag wäre und du endlich da wärest! Ich muss dir sooo viel zeigen. Leider wirst du nächste Woche eine Party von Akane auf einem Ausflugsdampfer in der Tokyobay und an diesem Wochenende das Strassenfest vor unserer Wohnung verpassen. Auf letzters muss ich wohl alleine gehen. Oder ich frag mal Opa HKP, ob er Zeit hat...
Sonntag, 26. August 2007
Kleiner Sonntagsspaziergang
Hier kann der gestresste Japaner oder auch der reizüberflutete Ausländer bei einer Schale grünem Tee herrlich entspannen und die Hektik hinter sich lassen. Wenn man sich von seinem Lieblingsmanga nicht trennen kann, hat man hier Gelegenheit in Ruhe zu schmökern...
Und auch viele Tiere scheinen sich gerne im Park aufzuhalten. Das Gewässer ist voller prächtiger Karpfen ("Koi") und Schildkröten. Ausserdem gibt es unzählige Vögel, Insekten und beinahe bin ich mit meinen Flip-Flops auf eine kleine Schlange getreten...
Als ich später nochmal mit dem Rad in die Uni gefahren bin, um mit der Katze zu skypen, habe ich aus einer Seitenstrasse traditionelle japanische Musik gehört. Dort ist heute ein kleines Strassenfest gewesen. Auf einer Bühne in der Mitte haben einige Frauen vorgetanzt und in einem großen Kreis um die Bühne haben die Gäste den Tanz im Kreis laufend nachgetanzt. Hatte irgendwie was von Macarena...
Auf dem Fest, dass wahrscheinlich vom Junggesellenverein Hongo oder den Spielerfrauen des ersten FC Bunkyo-ku organisiert wurde, gab es natürlich wie es sich für ein Strassenfest gehört auch passendes Essen und Getränke: Bratwürstchen und Bier vom Fass. Da hat die Tokyowurst sich gefreut! Fast wie zuhause, nur dass sich der einheimische Metzger anscheinend einen ganz besonderen Trick hat einfallen lassen, damit man beim Würstchen essen keine fettigen Finger bekommt: "Würstchen am Stiel". Und dieser "Stiel" war ein kleiner Knochen (ich frage mich immer noch von welchem Tier...). Also ein Würstchen mit Knochen habe ich auch noch nicht gegessen, sehr seltsam und eben doch nicht wie zuhause...
Ach ja, und wenn das Heimweh mal ganz groß wird, dann weiss ich auf jeden Fall jetzt auch wo ich ein kühles Bitburger Pils bekomme, auch wenn es sicher ein Vermögen kosten wird...
Dienstag, 21. August 2007
wie die Japaner Deutsch in der Schule lernen...
Wenn ich mir die Lehrbücher von Motoo-san anschaue, kann ich wirklich verstehen warum dem Japaner eine Alltagskommunikation in Deutsch (oder Englisch) so schwer fällt (wobei ich fairerweise sagen muss, dass mein Japanisch auch noch recht weit von einer flüssigen Alltagskommunikation entfernt ist...).
Zunächst ist da das Grammatikbuch meines Kollegen. Es läßt vom Design her schon auf eine Erstauflage 1920 schliessen und die Grammatik die dort behandelt wird ist gesalzen (und die Deutsche Grammatik IST auch schwer! Glaubt es oder nicht: die Japanische Grammatik mutet zwar oft recht seltsam an, aber besonders schwer ist sie nicht!).
Ich gebe mal einige Beispiele:
"Wir gedenken seiner"
"Weißt du, dass der Student unsere Tochter liebt?"
"Für den Christen ist Gott der Schöpfer aller Dinge. Er hat den Menschen nach seinem Ebenbild geschaffen"
"Wenn man einen Menschen liebt, dann kann man nicht mehr nüchtern denken"
"Diejenigen die den Atomkrieg wollen, begreifen offenbar nicht, dass er der Untergang der Erde sein wird"
"Ein Student klagt, Verfassung und Verfassungswirklichkeit klafften immer weiter auseinander"
"Helga hat eine schöne Figur, um die sie eine griechiche Göttin beneidet hätte"
HALLOOOOOOO!?!
so wird doch niemals ein Schüler Deutsch lernen, wenn er es als Fach zwei Jahre in der Schule hat. Andererseits, wenn er sich das wirklich hart erarbeitet, wird er sicher Spass an Filmen wie "Die Brücke von Remagen" (1968) oder "Die Feuerzangenbowle" (1944) haben, aber um im Bahnhof zu fragen von welchem Gleis der nächste Sonderzug nach Pankow fährt reicht es wahrscheinlich nicht...
Jetzt das Textbuch fürs zweite Jahr, da wird es noch krasser:
Der erste (!) Text ist die Rede von Johannes Rau "anlässlich des 125. Geburtstages von Konrad Adenauer am 5. Januar 2001" (http://www.bundespraesident.de/Reden-und-Interviews/Reden-Johannes-Rau-,11070.28223/Rede-anlaesslich-des-125.-Gebu.htm)
Text 2 ist von Roman Herzog, Text 3 von Jürgen Habermas usw. Dann kommen Kapitel über das jüdisch-deutsche Verhältnis und über "das neue Berlin". Kapitel vier fängt ganz interessant an: Eine Filmkritik über "Lola rennt", dann kommen Peter Härtling, Kafka und Brecht zu Wort, auf Seite 132 mal was über den Deutschen Fussball, und das "Gesetz zum Ausstieg aus der Atomenergienutzung" wird auch ausführlichst diskutiert.
ICH FASSE ES NICHT! Das soll ein Lehrbuch für das zweite Jahr Deutschunterricht sein? Den Schinken sollte ICH besser mal lesen um meine lausige Allgemeinbildung aufzustocken!
Zum Glück scheint mein Japanischlehrbuch nicht von so einem überambitionierten Historiker geschrieben worden zu sein. Bin jetzt am Ende meines ersten Lehrbuches angekommen und heilfroh mich mit Sätzen wie "Wann hast du die Milch gekauft", "War diese Kamera teuer?" und "Ist es in Ordnung die Erdbeern mit diesem Wasser zu waschen?" zu vergnügen. Ich habe jedenfalls bis jetzt immer das gute Gefühl gehabt, eine Lektion verstanden (wenn auch nicht behalten...) zu haben nachdem ich sie durchgebüffelt habe.
Ob mein Kollege aber irgendwas aus dem Text "Liebe auf Distanz und durch die rosarote Brille" von Michaela Fuidl, in dem jedes zweite Wort von ihm farbig markiert und mit japanischer Übersetzung versehen wurde, verstanden hat, wage ich doch zu bezweifeln. Jedenfalls hat er ein großes Problem einen Unterschied zu herauszuhören wenn ich die Worte "bald" und "warten" sage...
Montag, 20. August 2007
War grade beim Friseur
ja, ich weiss, es gibt sicher Interessanteres zu erzählen, aber es ist ja nicht so, dass mir hier jeden Tag immer nur die verrückstesten Dinge passieren. So langsam kehrt der Alltag ein in Japan zu leben, echt seltsam wie schnell man sich an eine neue Umgebung gewöhnen kann. Wenn da nicht immer wieder die Sprachbarriere waere... gestern abend habe ich alleine in ner Kneipe gesessen und ein Bier getrunken (übrigens Löwenbräu) als mein Handy klingelt und mich jemand hektisch auf Japanisch voll quasselt. Ich konnte nicht ganz folgen...aber es waren die Mitarbeiter von der Videothek, in der ich mir ein paar CDs ausgeliehen und kurz zuvor zurückgebracht hatte. In einer CD fehlte das Booklet schon als ich sie ausgeliehen hatte. Beim Zurückgeben wollte ich noch darauf hinweisen, hatte aber keine Lust auf eins dieser komplizierten Gespräche ("Häh, was will der uns grade sagen???") und hab nix gesagt. Toll. Ne halbe Stunde später also riefen sie mich dann an und ich habe - am Tresen der Kneipe sitzend - versucht zu erklären, dass das kleine Büchlein in der CD vorher schon gefehlt hat. Meine Versuche das auf Japanisch rüber zu bringen waren zwar nicht besonders erfolgreich aber dafür habe ich anscheinend die ganze Kneipe amüsiert. Englisch sprechen können die meisten Japaner im allgemeinen übrigens nicht, obwohl sie jahrelang in der Schule mit Grammatik und Vokabeln voll gepumpt werden. Die lernen Englisch als sei es eine tote Sprache, wahrscheinlich können viele Deutsche sich besser auf Latein über das Wetter unterhalten als die meisten Japaner auf Englisch. Sie kennen die abgefahrenste Grammatik, aber reden können sie oft kein Wort (oder trauen sich nicht...).
Ungefähr der einzige Japaner, der gut Englisch kann (weil er 4 Jahre in den USA gelebt hat) saß aber zufällig neben mir an der Bar und so habe ich dann gleich eine neue Bekanntschaft geschlossen. Leider habe ich seinen Namen nach 3 Sekunden wieder vergessen, aber die meisten Japaner können sich Gottseidank meinen Namen gut merken, weil hier in Japan in den 90ern bekanntlich eine unvergessene, deutsche Fussballgröße mit gleichem Vornamen erfolgreich im Einsatz war (127 Spiele, 11 Tore).
Ich wurde dann gleich zum Stammgast deklariert, obwohl ich zum ersten Mal da war, musste versprechen bald wieder zu kommen und wurde freundlich von der ganzen Belegschaft verabschiedet, als ich den Heimweg antreten wollte. Gastfreundlich sind die Japaner, da kann man nichts sagen!
So, wo waren wir? Ach ja, beim Friseur eben habe ich mutigerweise "sugoi michikaku kite kudasai" gesagt ("Bitte sehr kurz schneiden"). Das hat die Dame sehr wörtlich genommen, ich glaube sie hat vorher beim Militär oder im Gefängnis die Haare geschnitten... Ich konnte sie grade noch davon abhalten mir eine Glatz zu verpassen, aber an der Seite über den Ohren sind meine Haare praktisch futsch (JA ICH WEISS! "oben auf dem Kopf auch" höre ich euch alle witzeln, aber dafür kann die gute Dame nun mal nichts!).
Aber eigentlich siehts jetzt ganz schick aus jetzt und bei den Temperaturen ist ein kurzer Rasen eh praktischer.. Zu einem Haarschnitt gehört in Japan übrigens immer Haarewaschen NACH dem Schneiden (ist das in Deutschland nicht andersrum?) und eine Kopf- und Schultermassage. Und wie überall auf der Welt scheint der Friseursalon auch die beste Adresse zum Tratschen über Gott und die Welt zu sein. Vielleicht sollte ich da jetzt öfters mal hin gehen um mein Alltagsjapanisch zu verbessern - ach hätte ich doch mehr Haare...
Freitag, 17. August 2007
Noch was zum Aufwachen!
Also Lautstärkeregler auf Maximum und folgendes Video anschauen!
The Soap "NO SHOW"
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Ich hoffe die Mädels spielen bald mal live in Tokyo!
Donnerstag, 16. August 2007
Meine Top 5 der Aufwachmethoden
Platz 5: Mein japanisches Shampoo, ein Glanzprodukt der hiesigen Chemieindustrie, dass anscheinend zu 100 % aus Menthol besteht und mich jeden morgen für ne halbe Stunde erblinden lässt. Aber es prickelt schön!
Platz 4: Mein Radio samt gewähltem Sender, auf dem morgens ein total wirrer Musikmix laeuft, begleitet von zwei laut mitgrölenden Moderatoren, die abwechselnd irgendwelche Swingklassiker aus den 30ern, auch mal gejodelte Märsche in der Extendedversion und absolute Kracher wie "I wanna choke your band" von Beatallica drönen lassen:
Platz3: Jede Form von Lautsprecherdurchsagen, die hier sehr oft den gemütlichen Langschläfer aus seinen Träumen reissen. Es handelt sich dabei entweder um einen der mit zahlreichen, riesigen Lautsprechern ausgestatteten LKWs, die politische Meinungen unters Volk bringen oder Werbekampagnen für neu erschienene CDs krakeelen oder um Krankenwagen, die an jeder Kreuzung die Autofahrer per Lautsprecher anschreien und sich danach aber brav bedanken, wenn sie freie Fahrt haben. Natürlich macht auch die Schule nebenan gerne Gebrauch von ihren Lautsprechern und in den Strassen hängen auch überall Blechbüchsen aus denen hin und wieder irgendwas unverständliches dröhnt..
Platz2: Erdbeben. Heute morgen ca um 4 bin ich ganz schön durchgeschüttelt worden. Echt unheimlich, wenn man aufwacht weil das Haus wackelt, die Türen in den Angeln knarzen und das Geschirr scheppert. Hat so ne halbe Minute gedauert, um halb neun gabs nochmal ein kleines Nachbeben. Da weiss man dann plötzlich den Kommentar des Maklers bei der Wohnungssuche zu schätzen, der extra nochmal draufhingewiesen hat, dass es ein sehr standfestes, weil relativ neues Gebäuse sei. Damals hab ich natürlich nur gedacht: "jaja, passt schon, ist mir eh egal", aber jetzt sehe ich das anders - ich hoffe es stimmt auch! Ich glaube ich sollte mir mal Taschenlampe, Helm und einen Bernhardiner zulegen.
Platz1: GOKIBURI! (Kakerlaken!). Bin gestern total verpennt aus dem Haus, schlüpfe in meine Schuhe, schlendere zum Aufzug und denke mir "Hm.. wo kommt den der Stein im rechten Schuh her?" Hab den Schuh ausgezogen, umgedreht und es purzelt die größte und gefährlichste Killer-Kakerlake raus, die die Welt je gesehn hat! DANKET DEM HERRN, ICH HABE ÜBERLEBT! (und war wach...) (mist, da fällt mir ein, dass ich heute morgen schon wieder vergessen habe den Müll rauszubringen...)
Montag, 13. August 2007
Lalle

übrigens kleines update zu meinem Fahrrad-Dauerbrenner: Habe selbiges ja zwecks Reparatur einem fachkundigen Handwerker überlassen, hatte am Wochenende keine Zeit um es abzuholen und heute morgen sehe ich DAS am verammelten Laden:

"SOMMERFERIEN"
DANKE - ICH LAUFE LIEBER
Freitag, 10. August 2007
Mein kostbares Rad geht mir mal wieder auf den Wecker...
Jedenfalls hatte ich mal wieder Gelegenheit zu Fuss zur Uni zu gehen und dabei habe ich dann mal ein paar Fotos vom schönen Campus der University of Tokyo gemacht (s.u.).
Das Wetter im Moment ist fast nicht auszuhalten (wenn schwitzen gesund sein soll, lebt man hier sehr gesund...). Es sind so um die 33 Grad (ich weiss, in Deutschland ist es auch sehr heiss im Moment) aber die Luftfeuchtigkeit hier ist oft 100 % und ich habe jetzt eine Idee davon wie ich mir den Tripelpunkt von Wasser vorzustellen habe (Chemiker-Kalauer...). Nachts wirds auch nicht viel kühler und ich experimentiere grade mit verschiedenen Kombinationen von Klimaanlage und Ventilator rum um mehr oder weniger Nachtruhe zu finden ohne mich zu erkälten.
Eine besondere Freude bei diesem Wetter sind die wöchentlichen Joggingrunden im Uenopark mit meinen Kollgegen. Die Jungs (und Mädels) legen ein ganz schönes Tempo vor was mich meist in einen ohnmachtsähnlichen Zustand versetzt in dem ich mich nicht zwischen Herzinfarkt und Lungenödem entscheiden kann... Vor und nach dem laufen werden - typisch japanisch - in der Gruppe brav Dehnungs- und Lockerungsübungen gemacht. Nach dem Sport wird dann gleich fleissig weitergearbeitet: umziehen oder gar duschen: Fehlanzeige (Japaner schwitzen zwar auch, aber sie müffeln nicht, das ist wirklich so und liegt wohl an der Ernährung und allgemeinen Fitness). Laufen gehen wir meist abends um 7, gearbeitet wird hier aber täglich bis mindestens um 11.
Gleich neben meinem Institut sind die Sporteinrichtungen mit großem Sportplatz, Halle, Fitnessraum und Schwimmbad. Ich sollte bei diesen Temperaturen endlich mal schwimmen gehen, meine Badehose habe ich schon seit Wochen hier im Labor liegen. Allerdings brauche ich noch eine Badekappe, die ist hier nämlich Pflicht. Mal sehen ob ich was modisches für meinen kaukasischen Schädel finde, dann werde ich mich in die Fluten stürzen und hier mal die Franzi machen...

Dienstag, 7. August 2007
Ohh wie schön ist die Heimat
http://www.spiegel.de/reise/europa/0,1518,497528,00.html
Samstag, 4. August 2007
Extrem schraeg (e Toene)
Der besitzter scheint eine vorliebe fuer alten elektroschrott zu haben und scheint darueberhinaus einfach alles zu sammeln (was mich stark an meinen Vater erinnert...)
Hier sieht es aus wie in dem Container auf dem Wertstoffhof Muenchen Sued wo ich vor meinem umzug
mit Heikos Hilfe meine Hightech produkte vergangener tage entsorgt habe.
Ich glaube, Aaron, das ist der Laden von dem du immer getraeumt hast!
Hier kommt die Musik auch nicht aus dem mp3 player, sondern hier sind die aufgelegten vinylscheiben von den kunden noch handverlesen. Hm, waehrend ich die letzten Zeilen geschrieben habe hat sich am einzig belebten Tisch (ausser meinem beobachtungsposten) ein aprupter wechsel der kundschaft vollzogen: die zuvor dort sitztenden aelteren jazzkenner sind ploetzlich gegangen (und haben sich hoeflich von mir verabschiedet) und in der sekunde als ich dachte, ich werde jetzt als einziger gast alleine mein bierchen trinken muessen, kam eine ebenso grosse gruppe junger leute (anscheinend musiker die grade von der probe kommen) herein um sich eben an diesen tisch zu setzen. ich glaube ich sollte mich mal von meinem digitalen handeisen los reissen, noch ein bier bestellen und mich in extrem analoger japanischer konversation versuchen. Kanpai!
Freundlichkeit hat einen Namen
Ich finde es sehr interessant, das Verhaeltnis zwischen Kunden und Angestelletn zu beobachten. In Japan ist der Kunde noch Koenig und die Angestellten eines jeglichen Ladens oder Gastronomiebetriebes ueberwerfen sich in Hoeflichkeit und Praesenz fuer den Kunden (Oh, grade laeuft die deutsche Version von "I wanna hold your hand").
Fuer die, die das noch nie erlebt haben versuche ich das mal zu beschreiben: Allgemein wird man in jedem Laden dauernd laute Ausrufe von "Irashaimaseeeeeee" (in etwa "Herzlich willkommen") hoeren. Und wenn ein Mitarbeiter das ruft, stimmen alle anderen - vom Koch bis zur Putzfrau - laut mit ein, hoert sich an wie ein belebter Froschteich im Sommer wo auch immer mal wieder Ruhe einkehrt bis ein Frosch wieder anfaengt zu quaken und alle stimmen ein.
In einigen Lokalen - zB bei Subway ist den Verkaeufern anscheinend vorgeschrieben ein so extremes Eiskunstlaeuferlaecheln aufzusetzen, dass sie abends sicher ne Gesichtsmassage brauchen. Das muss ich mal fotographieren oder filmen, das ist echt der Brueller.
Gute Stimmbaender brauchen uebrigens die Aufzuggirls in einigen Kaufhausern. Sie muessen unentwegt reden: die neuzugestiegenen begruessen, fragen wo sie hinmuessen, dann verabschieden, natuerlich bedanken, stockwerk ansagen, pausen im informationfluss mit unnueten floskeln fuellen, puh!
Da haben die netten Damen in meist pinken Miniroecken, die im Kaufhaus die Sonderangebote bewerben es schon besser: die koennen wenigsten ein Megafon benutzen um den vorbeilaufenden Kunden die kleinen Preise direkt ins Ohr zu bruellen. Habe ich schon erzaehlt, dass im Supermarkt bei mir um die Ecke ueberall kleine Kasettenrekorder in den Regalen stehen, aus denen es unentwegt in voller Lautstaerke Angebote und "Irashaimaseeee" Rufe kraechzt (was die Mitarbeiter natuerlich nicht daran hindert das alles lautstark zu wiederholen. Habe mir mal ueberlegt was passiert wenn ich heimlich versuche die Kasetten aus den ganzen Geraeten zu klauen, aber das waere wohl eine kapitale Straftat...
Frage mich uebrigens was die jungen Japaner von dieser ganzen Hoeflichkeit der Angestellten halten. Grade die jungen Leute (vor allem Frauen) reagieren meist ohne jegliche Gefuehlsregung und ohne ein Wort zu sagen - noch nicht mal ein kurzes Danke - auf die Verkaeufer. Ich weiss nicht ob das Arroganz, Genervtheit oder pure Schuechternheit ist.
Ich beobachte das sehr oft und finde es ganz schoen befremdlich. Mir haben Burger und Kaffee jedenfalls hervorragend gemundet, vielen Dank, es war mir ein Vergnuegen, ich wuensche ein schoenes Wochenende, noch viel Erfolg bei der Arbeit und schoene Gruesse an die Familie! (oder auf rheinlaendisch: "Schoewarschoen")
Donnerstag, 2. August 2007
geteilte langeweile ist halbe langeweile?
ich habe ja jetzt schon einige der 80 vortraege ausfallen lassen und ich schau mir auch nicht alle der 200 poster an, um mein hirn nicht ueber zu strapazieren.
ausserdem fuehle ich mich hier etwas seltsam weil ich ausser einem alten prof mit anscheinend britischen wurzeln aber perfektem Japanisch und einem sehr warmen Suedafrikaner, dessen Werbungsversuchen ich zu entkommen versuche, die einzige Langnase bin.
Das Essen auf der Konferenz ist leider sehr bescheiden und meine Vorfreude auf das"Bankett" vorgestern abend, fuer welches mir ca 45 euro extra abgeknoepft wurden, wurde leider ziemlich enttaeuscht. Ich habe mich extra in Schale geworfen und mit einem schicken mehrgaengigen menue mit wein gerechnet, aber es gab nur ein ziemlich bescheidenes buffett, das nach 10 minuten abgeraeumt war. Es gab noch nicht mal Tische an die man sich setzen konnte und die ganze veranstaltung hat nur etwas mehr als eine stunde gedauert.
Zum glueck werde ich hin und wieder von einem interessanten vortrag aufgeweckt und der gestrige abend hat die Konferenz fuer mich sowohl auf kulinarischer als auch auf interkultureller Ebene gerettet. Nach der Postersession wurde ich von einigen japanischen Profs eingepackt und in die naechste kneipe befoerdert, wo neben reichlich bier und sake auch regionale koestlichkeiten von rostbratwuerstchen mit suessem senf bis rohem seeigel aufgetischt wurden.
Ich moechte uebrigens meinen Kollegen danken, dass sie mir woerter wie "botchibotchi" beigebracht haben deren gebrauch durch mich in geselliger runde beim gemeinen japaner einen lachkrampf garantiert. Und das, obwohl mir gestern ein Japaner versucht hat zu erklaeren, dass es kein japanisches wort fuer "smile" gaebe, weil Japaner fuer solche Gefuehlsregungen angeblich keine Gelegenheit finden...
Botchibotchi!










